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Berlin: „Der Schädel war regelrecht zertrümmert“ Ärzte sagten im Prozess gegen 24-Jährige aus, die ihr Kind auf der Toilette gebar

Ein derartiges Verletzungsbild hatte der erfahrene Intensiv-Kinderarzt noch nicht gesehen. „Der Schädel war regelrecht zertrümmert“, sagte der 50-jährige Mediziner gestern vor dem Landgericht.

Ein derartiges Verletzungsbild hatte der erfahrene Intensiv-Kinderarzt noch nicht gesehen. „Der Schädel war regelrecht zertrümmert“, sagte der 50-jährige Mediziner gestern vor dem Landgericht. Die Angeklagte zuckte bei dieser Aussage leicht zusammen. Die 24-jährige Nadine T. hatte ihr Baby am 11. November 2006 auf einer Baumarkt-Toilette zur Welt gebracht. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sie das Neugeborene danach mit dem Kopf gegen das Toilettenbecken presste – mit „erheblicher Gewalt“. Elf Tage später starb das Baby.

Zunächst war man von Verletzungen bei einer Sturzgeburt in das WC-Becken ausgegangen. So hatte es Verkäuferin Nadine T. der Polizei geschildert. Sie, die ihre Schwangerschaft neun Monate lang verdrängt haben will, beschrieb dann vor Gericht ihre Hilflosigkeit bei der Geburt auf dem WC ihrer Arbeitsstelle. Krampfhaft habe sie die Beine zusammengepresst und plötzlich „etwas in der Hand“ gehabt.

Kolleginnen von Nadine T. hatten die Feuerwehr alarmiert, weil sie die Toiletten-Kabine nicht verlassen wollte. Als sie dann im Vorraum saß und die Sanitäter schon wieder abfahren wollten, hob einer von ihnen den WC-Deckel hoch. Der Junge lag in der Toilette und schnappte nach Luft. Im Krankenhaus habe sich Nadine T. aber „wie eine normale, besorgte Mutter verhalten“, erinnerte sich der Arzt. Als sie von der schlechten Prognose hörte, sei sie erschüttert gewesen.

Angespannt, leidend, so hörte die junge Frau die Aussagen der Zeugen. Ein Allgemeinmediziner bestätigte, dass sie drei Monate vor der Geburt bei ihm war. Sie habe über Krämpfe in Armen und Beinen geklagt. Er habe ein Medikament verschrieben und eine Überweisung zum Neurologen ausgestellt. „Es schien etwas zu sein, das vom zentralen Nervensystem ausging.“ Darum habe er sie nicht weiter untersucht. Als er wegen der Arznei fragte, ob sie schwanger sei, habe sie gesagt: „Nein, bin ich nicht.“ Der Prozess wegen Totschlags wird am Donnerstag fortgesetzt. K. G.

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