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Berlin: Der Second-Haut-Laden

Das Grauen hat einen Namen: Es heißt Thomas Gottschalk Deluxe. Mit dem typischen 20.

Das Grauen hat einen Namen: Es heißt Thomas Gottschalk Deluxe. Mit dem typischen 20.15-Uhr-ZDF-Grinsen, dem bestürzend großen Zinken und der abnehmenden Lockenpracht erschreckt die Maske dieses Namens den Betrachter. Schräg darüber linst Nosferatu herab, flankiert von Baron von Münchhausen, Wassermann und Omi Nr. 090. Allesamt gehören zur 170-köpfigen Kollektion des Maskengeschäfts "Metamorph" in der Oranienburger Straße in Mitte.

Der Laden ist allerdings kein wildes Pappnasen-Sammelsurium, sondern erinnert an eine Galerie: große Schaufenster, helle Farben, spartanische Möblierung. Mittendrin steht der Chef des Ganzen, der 22-jährige Georg M. Dittrich. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Roman Matthesius (23) will der gebürtige Köpenicker die Stadt das Fürchten lehren. Wobei das mit dem Gruseln nicht ganz stimmt: Dittrich nimmt eine Maske aus dem Regal, streift sie über und - schwuppdiwupps - wird aus dem Jungen von nebenan der Alte von gegenüber - dank Opi-Maske. Genau wie die anderen Kreationen aus dem Second-Haut-Laden folgt das Latex der Mimik des Trägers. Der Effekt ist verstörend echt. "Uns geht es um die Kunst des Verwandelns", sagt Dittrich. "Wir wollen auch kein Horrorkabinett sein." Deshalb betrachtet er das große Hallo um Halloween auch mit ein wenig Skepsis. Sicherlich laufe das Geschäft rund um die Nacht vom 31. Oktober zum 1. November besser, sagt Dittrich, aber Maskensaison sei das ganze Jahr über. Anlässe zum Verkleiden gebe es immer, ob Firmenfête oder Theaterspiel. Also verkauft "Metamorph" auch Anklebeohren, Vampirzähne, Schminke und Kunstblut. Demnächst kommen richtige Perücken und falsche Bärte hinzu.

Während sich der Opi wieder in Herrn Dittrich zurückverwandelt, betritt eine junge Frau das Geschäft. Sie mustert die Gummiköpfe, fühlt hier über eine Warze, streicht dort über eine Runzel und zieht sich schließlich ein grünhaariges Gruselgesicht über. Es folgt ein prüfender Blick in den Spiegel. Fast wie beim Schuhkauf. Wäre es zudem nicht Dienstagvormittag, sondern später Freitagabend, dann transformierte sich nicht nur die Frau von einem Schattenwesen ins andere, sondern mindestens ein Dutzend weiterer Kunden. Und vor dem Fenster drückten sich die Neugierigen die - echten - Nasen platt. Masken- statt Massenauflauf. "An diesen Anblick mussten auch wir uns erst gewöhnen", sagt Georg M. Dittrich amüsiert, der über seinen Geschäftspartner und Jugendfreund zum Maskengeschäft gekommen ist. Dabei hat offenbar besonders die so genannte reifere Generation viel Spaß am Verwandeln: Die Hälfte der Kunden ist über 40. Oder haben die eher mal 50 bis 100 Mark für Latex übrig?

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