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Berlin: Der Senat entscheidet sich gegen eine neue Fußballarena

BERLIN .Der Neubau einer Fußballarena ist nach der gestrigen Senatsentscheidung zum Olympiastadion zunächst vom Tisch.

BERLIN .Der Neubau einer Fußballarena ist nach der gestrigen Senatsentscheidung zum Olympiastadion zunächst vom Tisch.Das vom Verfall bedrohte Stadion soll saniert und zu einer multifunktionalen Arena mit einer Kapazität von bis zu 80 000 Zuschauern ausgebaut werden.Die Kosten von etwa 700 Millionen Mark aufwärts hofft der Senat durch das Land, den Bund und private Finanzierungsmodelle zu decken.Trotz der Senatsentscheidung halten Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD), der Landesportbund und Hertha BSC am Bau eines neuen Fußballstadions fest und bezweifeln die Realisierung der Senatspläne.

Grundlage des Konzeptes ist das Gutachten der Unternehmensberatung Seebauer, nach dem durch privates Engagement - Vermarktung von Flächen des ehemaligen Reichssportfeldes und ein Fondsmodell - etwa 400 Millionen erwirtschaftet werden könnten.Die restlichen 300 Millionen Mark müßten zu einem erheblichen Teil vom Bund als Eigentümer des Olympiastadions fließen, so Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD).Auf das Bundesfinanzministerium werde man nun "in verschärfter Form" zugehen.Dort hatte man eine finanzielle Beteiligung bislang strikt abgelehnt.Bis Ende August will der Senat die Beteiligung des Bundes und Alternativen für den laufenden Sportbetrieb während der Umbauphase klären sowie ein Investorenauswahlverfahren vorbereiten.Erst dann wird eine endgültige Entscheidung über die Umsetzung der Senatspläne möglich sein.

Seebauer selbst hatte für die sogenannte Innovationslösung plädiert.Diese sah vor, in die Außenmauern des Olympiastadions eine reine Fußballarena zu bauen.Dieser Plan entsprach der ursprünglichen Aufgabenstellung, ein Modell zu finden, um das Stadion ohne eine finanzielle Beteiligung der öffentlichen Hand nach dem Reglement der Fifa auszubauen.Berlin muß spätestens bis zum Ende des Jahres beim DFB seine Stadion-Vorstellungen präsentieren, wenn auch die Hauptstadt in den Kreis der Austragungsorte für die Bewerbung um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aufgenommen werden will.Im Raum steht weiterhin das Wort des Bundeskanzlers, eine WM ohne Berlin als Spielstätte komme für ihn nicht in Betracht.

Für die technische Umsetzung, um das Stadion für Fußball-, Leichtathletik- und andere Großveranstaltungen auf den neuesten Stand zu bringen, haben erst kürzlich in einer Privatinitiative zusammengeschlossene Architekten einen Vorschlag unterbreitet.Das Modell basiert auf versenkbaren Ebenen und der Möglichkeit, bespielsweise für Fußballspiele ausfahrbare Tribünen für zusätzlich 13 500 Zuschauer zu integrieren.Die Kosten würden sich nach ersten Berechnungen inklusive der notwendigen Sanierungsarbeiten des Olympiastadions bei etwa 600 Millionen Mark einpendeln.

Auch während der Umbauzeit sei, so die Aussage der Architekten, der Spielbetrieb bei etwa 50 000 Zuschauern möglich.Stahmer sagte gestern, daß eine Totalüberdachung nicht in Frage komme.Die Entscheidung im Senat wurde unter anderem von der Sorge getragen, daß sich zwei Stadien betriebswirtschaftlich nicht unterhalten ließen.Insbesondere der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) habe sich für die gefundene Variante starkgemacht, obwohl auch kritische Stimmen über den Spielbetrieb von Hertha BSC während der Umbauzeit lautgeworden seien.Die Sportsenatorin hält offenbar das Jahn-Stadion in Prenzlauer Berg für eine mögliche temporäre Spielstätte, betonte jedoch, daß eine Entscheidung über einen Ausbau derzeit nicht anstünde.

Dagegen bleibt Stadtentwicklungssenator Strieder bei seiner Forderung, ein reines Fußballstadion auf dem Areal des Hockeystadions zu errichten.Zum einen lägen die Kosten für den Neubau bei gleichzeitiger Grundsanierung mit 500 Millionen weit unter denen des Olympiastadion-Ausbaus.Zum anderen müsse sich Berlin darauf einrichten, langfristig mit zwei Vereinen in der Bundesliga präsent zu sein.Auch müsse Berlin zukunftsgerichtet planen, da es sonst die Chance verspiele, sich als Unterhaltungsmetropole auch für andere populäre Sportarten wie American Football oder auch sich entwickelnde Spartensportarten wie Baseball zu etablieren.Strieder glaubt nicht an die Beteiligung privater Investoren in Höhe von 400 Millionen Mark und geht davon aus, daß der Senat im Spätsommer die jetzt gefallene Entscheidung wieder revidieren muß.

Landessportbund-Präsident Manfred von Richthofen sagte gegenüber dem Tagesspiegel, es sei "erfreulich, daß überhaupt eine Entscheidung getroffen worden sei".Positiv sei der Beschluß zur dreiteiligen Finanzierung, allerdings seien die Details der Kostenaufteilung noch längst nicht geklärt.Allerdings bedauert der LSB-Präsident, daß man sich nicht für den Bau eines neuen Fußballstadions entschieden habe.Das sei noch immer die von ihm favorisierte Variante.

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