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Berlin: Der silberne Probierlöffel

Als er seine erste Stelle antrat, lernte Tim Raue das ArtDeco-Besteck von Robbe & Berking kennen und erkannte da erst, welche Schönheit ein Löffel besitzen kann. Das Küchenmesser ist für ihn längst nicht so aussagekräftig wie sein rund geformter „Dirigentenstab“, den er nicht täglich poliert, sondern, ähnlich wie Schuhe, einmal in der Woche, dann aber gründlich.

Als er seine erste Stelle antrat, lernte Tim Raue das ArtDeco-Besteck von Robbe & Berking kennen und erkannte da erst, welche Schönheit ein Löffel besitzen kann. Das Küchenmesser ist für ihn längst nicht so aussagekräftig wie sein rund geformter „Dirigentenstab“, den er nicht täglich poliert, sondern, ähnlich wie Schuhe, einmal in der Woche, dann aber gründlich. „Der Silberlöffel ist mein ständiger Begleiter, der alles sieht, alles hört, alles mitmacht“, sagt Raue. Mit einem anderen Löffel würde er sich zu kochen weigern: „Das geht ja gar nicht!“

Mit 23 Jahren frisch zum Chefkoch befördert, schenkte ihm seine Frau einen Löffel der höchsten Silberstufe, der „weich war wie Butter“. Leider wurde das wertvolle Stück entwendet. Heute bescheidet sich Raue mit weniger Edelmetall und hat seine Leute vergangene Weihnachten mit Exemplaren beschenkt, auf denen die gemeinsam erkochten 16 Punkte im Restaurantführer Gault Millau eingraviert sind: „Als Ausdruck des größten Respekts.“

Inzwischen ist der Löffel, dessen Silberbeschichtung Bakterien verlässlich abtötet und der zwischendurch immer wieder in kochendes Wasser getaucht und mit dem Küchenhandtuch abgewischt wird, fast schon zur Verlängerung seiner rechten Hand geworden. Und wenn Raue für Konzentration in seiner Brigade sorgen will, klopft er mit ihm auch mal heftig auf den Herd. Das ist übrigens der Grund, warum er jedes Jahr einen neuen Löffel benötigt.

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