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Der Tagesspiegel-Adventskalender: Das 13. Türchen ist ein Relikt

Bis zum 24. Dezember öffnen wir täglich Berliner Türen - und berichten, was sich dahinter befindet. Tür Nummer 13 führte einmal in einen Tunnel.

Diese Tür ist uns wohlbekannt: Auf den Bahnsteigen der S-Bahn-Station Anhalter Bahnhof, die direkt vor dem Tagesspiegel-Haus liegt, führt jeweils eine Treppe hinauf, aber keine Tür hinein. Manchmal sitzen Menschen auf den oberen Stufen im Halbdunkel, wartend, schlafend.

Der Durchgang ist versperrt durch ein großes historisches Foto, das Straßenbauarbeiten zeigt. Die abgesenkte Decke verläuft quer über beide Bahnsteige und lässt einen Tunnel vermuten – nur wohin? Erste Idee: Die Treppen führen in einen Tunnel, der den Anhalter Fernbahnhof mit dem Excelsior Hotel gegenüber verband.

Dessen Besitzer Curt Elschner ließ ihn 1928 auf eigene Kosten errichten, um seinen Gästen einen direkten Weg vom Keller des damals größten Hotels Berlin zur Bahnhofshalle vis-à-vis zu ermöglichen. Einziges Manko: Dem 80 Meter langen Tunnel fehlten die Fußgänger und auch die Ladenflächen ließen sich nur schwer vermieten. Der 1939 eröffnete S-Bahnhof hätte hier mehr Schwung reinbringen können, aber die Bauherren planten anders.

Axel Mauruszat, Berliner Untergrundexperte bei der Zeitschrift Verkehrsgeschichtliche Blätter, gibt uns den entscheidenden Hinweis: Die Treppen führen nicht in den Excelsior-Tunnel, denn dieser lag östlich vom Anhalter, der S-Bahnhof westlich. Damit Passagiere auch von dort bequem in die Schalterhalle gelangen konnten, verband ein eigener Personentunnel und ein parallel dazu verlaufender Gepäcktunnel den Fern- mit dem S-Bahnhof.

Heute sind, analog zur Bahnhofsruine an der Stresemannstraße, nur noch Fragmente erhalten, weshalb sich hinter der Tür am Ende der Treppe ein leerer Raum befindet.

Türchen Nummer eins führte bereits nach Schöneberg, die zweite Tür erzählt von alten Zeiten und die dritte vom Untergrund. Die vierte Tür ist ein geheimer Übergabeort, um die fünfte "kommste nicht drumrum" und die sechste bringt das Glück. Hinter der Sieben aber steppt der Berliner Bär und die achte Tür ist unscheinbar. Hinter der neunten steckt Tradition, auf die zehnte Tür ist Verlass und Türchen Nummer 11 versprüht Großstadtromantik. Das 12. Türchen nun führt in die tropische Unterwelt.

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