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Der Teufelsberg: Die Ruine lebt

Ein Investor hofft auf Bestandsschutz für die Teufelsbergbauten: Er will hier Lofts und ein Museum schaffen. Wird das Relikt des Kalten Krieges zum Publikumsmagnet?

Auf dem Teufelsberg ist neues Leben eingekehrt: Seit Februar gibt es Führungen durch die einstige Abhörstation der Amerikaner und Briten und seit wenigen Tagen auch spezielle Rundgänge für Hobbyfotografen. Auch eine Spionage-Schau und ein Kunstprojekt sind auf dem Berg im Grunewald geplant, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Häusertrümmern aufgeschüttet worden war. Doch zugleich verfällt die vor 20 Jahren geschlossene Spionagestation, ein Großteil der Turmfassaden aus weißem Kunststoff flattert zerschnitten im Wind. Jetzt wollen die Eigentümer um den Kölner Architekten Hartmut Gruhl das Relikt des Kalten Kriegs zum Baudenkmal erklären lassen.

„Ich rechne damit, dass die Anlage bis zum Jahresende unter Denkmalschutz steht“, sagt Gruhl, „den Antrag stellen wir bis zum Sommer.“ Die Denkmalschutzbehörden hätten positiv reagiert, schriftlich liege ihm allerdings noch nichts vor. Die Grundlage des Antrags soll eine Studie von Absolventen des TU-Masterstudiengangs Denkmalpflege bilden, die vor kurzem im Dahlemer Alliierten-Museum vorgestellt wurde. Darin bescheinigen die Studenten den Resten der Spionagestation eine geschichtliche, städtebauliche und wissenschaftliche Bedeutung.

Gruhl geht es vor allem darum, für 20 Millionen Euro bis zu 50 Lofts in den Bestandsbauten zu schaffen. Außerdem seien ein Café, eine Aussichtsplattform und ein Museum denkbar. 20 Millionen Euro will er ausgeben.Die Investorengemeinschaft hatte das Areal Ende der Neunziger gekauft, um ein Hotel und Luxuswohnungen zu bauen. Dieses Projekt scheiterte, nach langem Stillstand erklärte die Stadtentwicklungsverwaltung das Plateau schließlich zum Waldgebiet, in dem nichts mehr gebaut werden darf.

Deshalb setzt Gruhl auf die Altbauten. Er glaubt, der Denkmalschutz werde die Chancen auf eine Genehmigung seiner Pläne verbessern. Das sehen die Verwaltungen anders. „Denkmalschutz schafft kein Baurecht“, sagt Klaus-Dieter Gröhler (CDU), Baustadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf. Nur ein Ausflugslokal sei erlaubt und wünschenswert. Schon in den neunziger Jahren habe die Obere Denkmalschutzbehörde befunden, die Anlage sei nicht schützenswert.

„Ein Antrag auf Denkmalschutz könnte durchaus wohlwollend behandelt werden“, heißt es dagegen aus der Stadtentwicklungsverwaltung, bei der die Obere Denkmalschutzbehörde angesiedelt ist. „Es gibt ein Umdenken: Heute sieht man den Denkmalschutz für Bauten aus der Zeit des Kalten Kriegs anders als vor 15 Jahren“, sagt Sprecherin Petra Rohland. Die Abhörstation gehöre zur Geschichte und sei „stadtbildprägend“.

Doch auch die Senatsverwaltung schränkt ein, dass „Denkmalschutz nicht gleich Baurecht ist“. Zum Denkmalstatus würden Auflagen gehören, die den Bau von Lofts erschweren oder verhindern könnten. Fraglich scheint, wer eine denkmalgerechte Instandsetzung der Ruinen finanziert, falls die Investoren mit ihrem Bauprojekt abblitzen. Kostenschätzungen für eine Sanierung gibt es nicht.

Dass die Anlage denkmalwürdig ist, steht für Stadtführer Andreas Jüttemann fest. Die Rundgänge seines Unternehmens Berlinsightout für 15 Euro sind gefragt. Und Jüttemann denkt weiter: Bis zum „Tag des offenen Denkmals“ am 10. und 11. September will er im alten Haus des US-Wachbataillons eine Ausstellung über den Berg eröffnen. Im einstigen Kasino wird entrümpelt und repariert. Künstler haben den „Kulturverein Projekt Teufelsberg“ gegründet, um „eine Galerie oder ein Kunstcafé“ zu schaffen. Eine Neuheit sind auch vierstündige Besichtigungstouren für Hobbyfotografen der Firma „Go2know“ für 30 Euro.

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