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Berlin: Der Tod hat nicht das letzte Wort Der Ewigkeitssonntag in der Dorfkirche in Alt-Reinickendorf

Burkhard Bornemann bringt das Problem gleich zu Anfang auf den Punkt: „Manche, die gestorben sind, hätten gerne noch gelebt. Für andere kam der Tod unerwartet, wie ein Dieb in der Nacht.

Burkhard Bornemann bringt das Problem gleich zu Anfang auf den Punkt: „Manche, die gestorben sind, hätten gerne noch gelebt. Für andere kam der Tod unerwartet, wie ein Dieb in der Nacht.“ Wie soll man in so einer Situation Trost finden? Dicht gedrängt sitzen die Besucher in den Holzbänken der kleinen Dorfkirche in Alt-Reinickendorf. Viele haben im letzten Jahr Angehörige verloren. Sie suchen an diesem grauen Tag, an dem der Frost über dem braunen Laub vor der Kirche liegt, genau dies: Trost. Am Ewigkeitssonntag wird der Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht.

Die heimelige Kirche aus grauen Feldsteinen mit dem beigen Türmchen, die im 16. Jahrhundert gebaut wurde, scheint dafür der richtige Ort. Die hölzerne Chorempore ist so niedrig, dass sich die Eintretenden fast den Kopf stoßen. Im weiß verputzten Innenraum steht ein kleiner Flügelaltar mit Bibelszenen und eine grau gestrichene Kanzel mit Zitaten in goldenen altdeutschen Lettern. Der Gottesdienst passt gut in diese warme Atmosphäre. Der Organist spielt lange Stücke: von Charles Racquet, von Gustav Mahler, auch eine moderne Komposition. Mal klingen die Akkorde hoffnungsvoll, mal verzweifelt und einige Besucher schauen dann nachdenklich aus den Spitzbogenfensterchen.

Für die Predigt steigt Burkhard Bornemann auf die Kanzel. Sein ernstes Gesicht wird von unten angestrahlt. Er spricht über „Das himmlische Jerusalem“ (Offb. 21,1-7): „...denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und die heilige Stadt, das neue Jerusalem, sah ich herabsteigen aus dem Himmel von Gott her.“

„Es gibt ein Ende aller Zeiten“, so Bornemann: „Gottes neue Welt.“ Dort gibt es kein Leid – und keinen Tod. Niemand muss in Aussicht auf dieses ferne Reich Krankheit und Unglück kampflos akzeptieren. Im Gegenteil: „Die Verheißung soll uns helfen, gegen den Tod aufzustehen, wenn uns die Trauer niederdrückt.“ Denn sie sagt: Der Tod hat nicht das letzte Wort, das Leben ist also nicht sinnlos. „Wenn ich das glaube, dann mache ich mich wieder auf zu leben und zu vertrauen.“

Anne Seith

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