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Dauerrenner. Trabis sind in Berlin vor allem bei Touristen beliebt. Foto: AFP

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Berlin: Der Trabant soll in Mitte ein eigenes Museum bekommen

DDR-Bürger haben einst viele Jahre darauf warten müssen, einen bestellten Trabant tatsächlich ausgeliefert zu bekommen. Nun wird dem knatternden Auto der Ostdeutschen verspätet ein Museum in Berlin gewidmet.

DDR-Bürger haben einst viele Jahre darauf warten müssen, einen bestellten Trabant tatsächlich ausgeliefert zu bekommen. Nun wird dem knatternden Auto der Ostdeutschen verspätet ein Museum in Berlin gewidmet. Das Trabi-Museum soll in der Stadtmitte entstehen. Noch in diesem Jahr soll eine Ausstellung über den inzwischen zum Kult erklärten (und zuweilen verklärten) Zweitakter in Mitte eröffnen. Wo genau, das steht noch nicht fest. „Wir befinden uns derzeit in Verhandlungen mit einem Immobilieneigentümer“, sagt André Prager, Geschäftsführer der „Trabi Safari“ in der Zimmerstraße und Initiator des Museums. Abhängig vom Standort sollen dort 15 bis 25 Fahrzeuge zu sehen sein.

„Wir wollen ganz besondere Exemplare zeigen“, verspricht Prager. Mit dabei sein werden auf jeden Fall der Trabant P70 mit Holzfahrgestell und der spätere Rennsport-Trabi – ein Hauch von Formel 1 in der DDR. Wer nicht selbst schon einmal über dem Trabi geschlafen hat, der kann im zukünftigen Museum auch in das Zelt des Camping-Autos klettern.

Der Volkswagen der DDR, früher von den Benutzern noch verärgert als „Rennpappe“ verspottet, wird inzwischen zum Nostalgieprodukt. Unternehmer Prager will schon einen Kult erkennen. „Das ist die Flucht der Leute zurück in die Einfachheit“, ist er überzeugt. Im Volkseigenen Betrieb (VEB) Automobilwerk Zwickau und im VEB Sachsenring wurden zwischen 1958 und 1991 mehr als drei Millionen Trabanten in Serie gebaut. Anfangs lag der Kaufpreis bei 7500 DDR-Mark, im Laufe der Jahre verdoppelte er sich fast. Auch die Wartezeit wurde immer länger. Durchschnittlich lag sie bei zwölf Jahren, am Ende sogar bei 15 Jahren. Heute sind in Deutschland noch 30 000 Exemplare zugelassen.

André Prager ist von der Anziehungskraft der in Teilen baumwollverstärkten Phenoplastkarossen überzeugt. Die Nachfrage nach Stadtrundfahrten sei noch nie so groß gewesen. Etwa 40000 Touristen und Berliner düsten im vergangenen Jahr mit den Zweitaktern durch die Stadt. Angefangen hat das Unternehmen im Jahr 2000 mit drei Autos. Mittlerweile reicht das üppige Gelände am Checkpoint Charly nicht mehr aus, um dort alle 120 Trabis abzustellen.Die Flotte der Trabi Safari fährt mit einer Sondergenehmigung, weil keiner der Wagen normalerweise eine Umweltplakette erhalten würde.

„Zu uns kommen auch viele Neugierige, die sich die Fahrt mit dem Trabi selbst nicht zutrauen“, berichtet Prager. Immerhin schalte sich der Trabi mit seiner Krückstockschaltung anders als heutige Autos, und auch der Berliner Stadtverkehr sei für Ungeübte nicht zu unterschätzen. Für diese sei das Museum eine Alternative. „Wir wollen in unserem Museum die Geschichte des Autos erzählen, aber nicht in Ostalgie verfallen“, betont der 40-Jährige, der selbst im Osten aufgewachsen ist.

Ein DDR-Museum für Alltagsgegenstände gibt es in Berlin bereits, ein Stasi- und ein Mauer-Museum auch – nun rückt also die Rennpappe ins Rampenlicht. Wie viel Geld er investiert, will Prager nicht verraten. Mit dem neuen Projekt will er sich unternehmerisch absichern, sagt er: „Wer weiß, ob unsere Trabis in zehn Jahren noch fahren.“

Arne Bensiek

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