zum Hauptinhalt

Berlin: Der Traum vom Westen endete in der Prostitution

Polizei nimmt bei Razzia gegen Schleuser zwei Tatverdächtige fest

Ein 27-jähriger Mazedonier und eine 37-jährige Ukrainerin sind gestern von der Polizei festgenommen und dem Haftrichter vorgeführt worden. Dem Mazedonier Ifraim Z. wird vorgeworfen, Frauen aus Polen, der Ukraine, Russland oder Litauen nach Deutschland geschleust und sie zur Prostitution gezwungen zu haben. Er soll als „Subunternehmer“ für die Ukrainerin Lilija K. gearbeitet haben, die im Verdacht steht, mindestens 21 illegal in Deutschland lebende Frauen im Alter zwischen 18 und 44 Jahren als Prostituierte beschäftigt zu haben.

130 Polizisten haben am Montagvormittag in ganz Berlin 35 Wohnungen durchsucht. Ifraim Z. habe zwei Polinnen „eine Liebesbeziehung vorgetäuscht und sie so im Dezember 2003 nach Berlin gelockt“, wie der Dezernatsleiter für grenzüberschreitende Kriminalität, Uwe Schmidt, sagte. Nach ihrer Ankunft entzog Ifraim Z. ihnen ihre Reisepässe und zwang sie, sich zu prostituieren. „Beide Frauen waren wirtschaftlich abhängig von ihm“, sagte Schmidt. Doch das war nicht das einzige Druckmittel: Z. soll sie regelmäßig ins Gesicht geschlagen haben, teilweise mit einem Gürtel, oder aber er drohte ihnen mit einer Waffe, um sie gefügig zu machen. Fünf bis sechs Kunden mussten die beiden Frauen täglich besuchen. Dazu setzte der Mazedonier deutsche Fahrer ein, die die Frauen zu den Freiern brachten.

Die Ukrainerin Lilija K. soll die Anzeigen für Liebesdienste in der Tagespresse und im Internet mit den zugehörigen Handynummern geschaltet haben. „Wir gehen davon aus, dass vor allem die Frauen aus Russland und der Ukraine im Vorfeld gewusst haben, was in Deutschland auf sie zukommt“, sagt Schmidt. Mehrere tausend Euro sollen sie dafür gezahlt haben, um nach Deutschland geschleust zu werden. Da sie aber kaum Geld hätten, müssten sie die Kosten für die Schleusung als Prostituierte abarbeiten. Auch hier seien Deutsche als „Fahrer“ engagiert worden. „Diese haben möglicherweise auch Sozialhilfe kassiert. Das prüfen wir noch.“ Die Kripo sei auf die Tatverdächtigen gestoßen, weil die Beamten den Markt beobachteten: Teilweise hätten Ermittler dazu selbst die Handynummern in den Inseraten gewählt und die Prostituierten so zu „verdeckten Wohnanschriften“ gelockt. Die Polizei geht davon aus, dass es noch weiter Hinterleute gibt. Möglicherweise stecke ein ganzer Schleuser-Ring dahinter.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false