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Berlin: Der Urwald nach dem Sturm

Öko-Schaustelle im Tegeler Forst eröffnet

Berlin- Aus dem Stumpf einer Rotbuche wächst eine kleine Kiefer. Ein Stück weiter ragt ein kahler, gespaltener Stamm in den Himmel. „Ein Dorado für Spechte und Fledermäuse“, sagt Tegelorts Revierförster Frank Mosch. Rund 11 000 Festmeter Holz fielen dem Jahrhundertsturm zum Opfer, der am 10. Juli 2002 mit bis zu 152 Kilometern je Stunde durch Berlin tobte. Auf einem Zeltplatz auf Schwanenwerder wurden zwei Jugendliche von einem Baum erschlagen. In Tegelort knickten viele der rund 150 Jahre alten Buchen um oder wurden samt Wurzeln aus dem Boden gerissen. Der damalige Revierförster Karl-Heinrich Gerlach hatte die Idee, Teile des Waldes danach nicht zu bereinigen, sondern sich selbst zu überlassen.

Die verbliebenen Wurzelteller sind Eiablageplätze für Insekten wie Graswespe und Ameisenlöwe, für Eisvögel und Zauneidechsen. Am Totholz bilden sich Mikroorganismen und Pilze, die Holzbestandteile wie Zellulose abbauen und wieder dem Naturkreislauf zuführen. Neben den Birken siedeln sich hier jetzt auch Kiefern, Bergahorn und Winterlinde an. So entsteht über Jahrzehnte ein robuster Mischwald, der widerstandfähiger gegenüber künftigen Stürmen ist.

2008 hat Sebastian Bohne, der an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen Forstwirtschaft studierte, das Projekt zum Thema seiner Diplomarbeit gemacht. Damit ist auch die dokumentarische Grundlage für die „Schaustelle Sturmwald“ entstanden, die am Freitag eröffnet wurde.

Dass es bald noch viel größere „Schaustellen“ unberäumten Waldes geben könnte, liegt auch daran, dass die Berliner Forsten über immer weniger Technik und Personal verfügen, so Frank Mosch. Innerhalb von zehn Jahren ging die Zahl der Mitarbeiter um 60 Prozent zurück, ergänzt sein Kollege vom Nachbarrevier Hermsdorf, Wolfgang Korn. Mit der gleichen Personalstärke, die einst allein für West-Berliner Forsten zuständig war, wird jetzt die vierfache Waldfläche gepflegt. Rainer W. During

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