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Berlin: Der Vorbeter schweigt zu Saddam

Was Muslime an der TU vom Kampfaufruf des Diktators halten

„Wir werden nur beten und den Koran zitieren, nichts kommentieren.“ Trotz des Irak Krieges haben sich die Veranstalter des Freitagsgebets an der Technischen Universität, Männer von der islamischen Studentenvereinigung, Politikabstinenz verordnet. Darauf habe die Unileitung gedrängt, nachdem bekannt geworden war, dass der Vorbeter das Verbot einer islamistischen Gruppierung durch Innenminister Schily kritisiert hatte. Die Gläubigen jedoch, die an diesem Freitag in die alte TU-Turnhalle strömen, antworten ganz offen auf die Frage nach dem Krieg. „Das ist kein Krieg gegen einen Diktator, Bush geht es ums Öl“, sagt ein älterer Palästinenser aus dem Gaza-Streifen.

Ein 21-jähriger Jemenit, der sich mit einem Deutsch-Kurs auf sein Medizin-Studium vorbereitet, bedauert, dass er Saddams Aufruf zum „Heiligen Krieg“ nicht folgen kann. „Ich kann hier nur gegen den Krieg demonstrieren, sonst nichts“, sagt er und geht weiter in die improvisierte Moschee im 5. Stock. Ein 40-jähriger Landsmann, der an der TU zum Bauingenieur ausgebildet wurde, dagegen kritisiert Saddams Kriegs-Aufruf an die arabische Welt. Aus religiöser Sicht sei es Unrecht, wenn ein säkularer Politiker von „Dschihad“ spreche. Saddam Hussein, sagt der Jemenit, „sollte sich erst einmal zum Islam bekennen“. Andererseits hätten die Iraker aber durchaus das Recht, ihr Land „gegen die Aggression der USA“ zu verteidigen – „mit allen Mitteln“.

Auch die Verhaftung von sechs mutmaßlichen Islamisten in Berlin ist hier ein Thema. Ein 60-jähriger palästinensischer Geschäftsmann glaubt nicht, dass seine Landsleute einen Anschlag planten. „Niemand würde den Deutschen jetzt was antun. Sie machen ihre Sache gegen die USA doch gut.“ Der jemenetische Ingenieur hält die Vorwürfe gegen die Leute aus der Neuköllner Moschee für eine „Propagandalüge des Innenministers“. Er wolle den Deutschen Angst machen, „damit sie den Krieg doch noch befürworten.“ -ry

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