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Berlin: Der Vorreiter ist wieder abgesprungen Geteilte Ansichten über zweisprachige Alphabetisierung

Viel Ärger von türkischer Seite handelte sich die Nürtingen-Grundschule ein, als sie vor rund zwei Jahren die zweisprachige Alphabetisierung abschaffte. Immerhin hatte sie bei diesem Projekt einst eine Vorreiterrolle eingenommen.

Viel Ärger von türkischer Seite handelte sich die Nürtingen-Grundschule ein, als sie vor rund zwei Jahren die zweisprachige Alphabetisierung abschaffte. Immerhin hatte sie bei diesem Projekt einst eine Vorreiterrolle eingenommen. Allerdings steht die Schule mit ihrer Hinwendung zu einer anderen Profilierung nicht allein da: Von ehemals 15 Schulen beginnen inzwischen nur noch sechs mit der türkischen Alphabetisierung.

„Seit einigen Jahren haben wir kaum noch türkische Kinder, die ihre Sprache gut sprechen“, begründet Schulleiter Gerd-Jürgen Busack die Abkehr von dem aufwendigen Modell. Früher seien noch viele Schüler „frisch“ aus der Türkei gekommen – mit entsprechend lebendiger Sprache. Da habe es Sinn gemacht, die Kinder zunächst in ihrer Muttersprache ans Lesen und Schreiben heranzuführen. Da sei jetzt anders geworden.

Aber noch aus einem anderen Grund haben sich Schulen wie die „Nürtingen“ von dem Konzept verabschiedet. „Es bestand die Gefahr, dass wir eine rein türkische Schule werden“, sagt Busack. Denn deutsche Eltern hätten meist kein Interesse an der zweisprachigen Alphabetisierung und suchten sich eine Schule mit anderer Profilbildung und weniger hohem Ausländeranteil.

Es gibt aber auch Schulen, die das eine tun, ohne das andere zu lassen. Zu ihnen gehört die Schöneberger Spreewald-Grundschule. Sie hält zwar daran fest, in einigen Klassen zunächst türkisch zu zu alphabetisieren. Gleichzeitig wirbt Schulleiter Erhard Laube aber verstärkt um deutsche Kinder: Er bietet ihnen die Aufnahme in eine spezielle Theaterklasse, in der mindestens die Hälfte der Kinder gut Deutsch sprechen. Ähnlich wie der Nürtingen-Schule hat auch die Spreewaldschule inzwischen wieder mehr Zuspruch von deutschen Familien.

Allerdings glaubt Laube nicht, dass die Profilbildung allein genügt, um die notwendige Heterogenität der Schülerschaft zu erreichen. Er fordert deshalb, die Einzugsbereiche der Schulen anders zuzuschneiden oder Schulverbünde zu schaffen, in denen ein Austausch der Schüler mit dem Ziel einer besseren kulturellen Mischung möglich ist. Außerdem solle durch freiwilliges „Bussing“ erreicht werden, dass Kinder aus schwierigen Kiezen Schulen „mit erfolgsversprechenden Charakteristiken“ besuchen können. sve

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