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Berlin: Der Wedding - ein Berliner Notting Hill? Initiative sucht Ideen

für einen besseren Ruf

„Es kann uns nicht gut gehen, wenn es dem Bezirk schlecht geht“, sagte der Historiker Michael Wolffsohn. Der Eigner der Gartenstadt Atlantic am Bahnhof Gesundbrunnen hatte als Mitgründer der Initiative „Der Wedding lebt“ am Dienstagabend ins LichtburgForum an der Behmstraße geladen. Beim ersten Gründungstreffen sollten mehr als 20 Vertreter von Ämtern, Schulen, Vereinen, Medien, ferner Geschäftsleute und Künstler ihre Ideen beisteuern, wie der Ruf des Weddings zu verbessern ist. „Er hat ein grundsätzliches Image-Problem“, sagte Christoph Lanz, Fernsehdirektor der im Bezirk ansässigen Deutschen Welle.

Nach Art eines Motivationstrainers moderierte er das Treffen, zu dem auch Hella Dunger-Löper, Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, erschienen war. Diese Bürgerinitiative werde sich hoffentlich zu einem nachahmenswerten Beispiel entwickeln, sagte sie. Einig waren sich alle Teilnehmer, dass man die positiven Seiten des „vielfältigen“ Bezirks betonen, vor allem Selbstbewusstsein entwickeln müsse.

Das Problem des Wedding rühre noch aus der Randlage zu Mauerzeiten her, sagte die Staatsekretärin. Die Leiterin einer Grundschule sprach von rufschädigenden Etiketten und betonte, an ihrer Schule gingen 70 Prozent der Kinder mit Gymnasialempfehlung ab, es gebe eine „enorme Integrationsleistung“. Die Vertreterin des Kulturamts wies auf die vielen Künstler im Bezirk hin, die „interkulturelle Vielfalt“. Man sollte die Industriedenkmale stärker als Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen nutzen, vielleicht sich auch mehr mit dem Namen „Mitte“ schmücken. Weddinger Künstler sollten motiviert werden, auch im eigenen Bezirk auszustellen. Ein Geschäftsmann stellte sich einen bunten Stadtteil nach Art von Notting Hill in London vor. Ein Schulleiter zeigte sich skeptisch. Alle Ideen nutzten nichts ohne Beteiligung der Bevölkerung, den Wedding und seinen Ruf könne man sonst nicht verbessern. Auch sei die „zunehmende Ghettoisierung einer stark türkisch und arabisch geprägten Gesellschaft“ zu berücksichtigen. In den nächsten Wochen will die Initiative über„positive Signale“ nachdenken, nächstes Treffen ist im November.

Für ein besseres Bild des „Brunnenviertels“ warb gestern Ingeborg Lankow vom Vorstand des Stadtteilvereins. Sie widersprach dem schlechten Eindruck, den zuvor eine Studie über das Gebiet vermittelt hatte. „Das reißt uns runter.“ Ohne öffentliches Geld habe sich durch ehrenamtliches Engagement in den letzten Jahren viel verbessert, die Kriminalität sei deutlich geringer geworden.C. v. L.

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