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Berlin: Der Weg zum Abitur nach zwölf Jahren ist frei

Kultusminister der Länder genehmigen Berlins Antrag auf Verkürzung der Schulzeit. Die Schnellläuferklassen sollen trotzdem erhalten bleiben

Der Weg zum Abitur nach zwölf Jahren ist frei. Die Kultusministerkonferenz (KMK) stimmte jetzt einem Antrag Berlins zu, das 13. Schuljahr abzuschaffen. Dies bestätigte Bildungssenator Klaus Böger (SPD) gestern dem Tagesspiegel. Allerdings wird es noch lange dauern, bis die ersten Schüler davon profitieren: Alle Unterrichtsstunden aus der 13. Klasse müssen dazu künftig in den Klassenstufen 7 bis 12 untergebracht werden. Da die gesetzliche Neuregelung frühestens im Herbst in Kraft tritt, können erst die Kinder, die im Sommer 2004 in die 7. Klasse kommen, vom vorzeitigen Abitur profitieren. Das wäre im Jahr 2010.

Die Umverteilung der Stunden ist aber nicht das einzige Problem, das jetzt zu lösen ist. So muss noch geklärt werden, ob die Gesamtschulen die Möglichkeit erhalten sollen, parallel beide Abiturvarianten, also nach 12 und 13 Jahren, anzubieten, um schwächeren Schülern entgegenzukommen. Auch Realschüler, die erst nach der mittleren Reife das Abitur anstreben, sollen dafür wohl drei Jahre Zeit erhalten. Gleiches gilt für die Abiturklassen der berufsbildenden Oberstufenzentren sowie für die Ballettschule.

Spannend ist auch die Frage, ob es weiterhin die 26 Schnellläuferklassen an Gymnasien geben wird, die auch jetzt schon das Abitur nach zwölf Jahren bieten: Sie nehmen rund 1300 besonders begabte Grundschülern pro Jahr bereits nach Klasse 4 auf, die später die achte Klasse überspringen. Auch sie können also nach zwölf Jahren Abitur machen. Laut Landesschulrat Hansjürgen Pokall will Böger diese Klassen nicht antasten. Warum, war gestern nicht zu klären. Möglicherweise fürchtet Böger den geballten Unmut der Eltern, für die die Schnellläuferklassen eine willkommene Möglichkeit sind, die Grundschule frühzeitig zu verlassen. Zudem ist das so genannte Expressabitur eine der wenigen Angebote, die die Berliner Schule für Hochbegabte bereithält.

Bisher war die Abiturverkürzung in Berlin nur als Modellversuch möglich, weil sich die Verwaltung immer an eine veraltete Regelung der Kultusministerkonferenz von 1962 gebunden fühlte, wonach „sieben oder neun Jahre“ im Gymnasium verbracht werden müssten, um das Abitur ablegen zu können: Aufgrund Berlins sechsjähriger Grundschule bleiben hier nur sechs Oberschuljahre übrig, wenn das Abitur verkürzt wird.

Unklar ist allerdings, warum man sich in Berlin so lange an die alte Regelung gebunden fühlte. Sie war nämlich längst durch andere Bundesländer unterlaufen worden. Somit war zu erwarten, dass Bögers Vorstoß Erfolg haben würde. Trotzdem verfolgte der Senat lange eine kleine Lösung, die Verkürzung um nur drei Monate, die Schulen und Eltern gleichermaßen verärgert hatte (wir berichteten). Dieses Modell ist nun wohl vom Tisch.

Noch steht nicht fest, wie der Unterricht in der Mittel-und Oberstufe so zu verdichten ist, dass die Stunden aus der 13. Klasse vollständig untergebracht werden können. Laut Senator Böger ist es denkbar, die wöchentliche Unterrichtszeit in der 7. Klasse von jetzt 29 oder 30 auf künftig 32 Stunden zu erhöhen. In der 10. bis 12. Klasse kämen sogar 35 Stunden auf die Schüler zu. Für diese Verdichtung würden vorübergehend bis zu 300 zusätzliche Lehrerstellen gebraucht, schätzt Böger. Langfristig ist die Verkürzung aber kostenneutral, da die Zahl der Unterrichtsstunden unterm Strich gleich bleibt.

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