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Berlin: Der Weil-Bazillus Brigitte Grunert über AUFDEUTSCHGESAGT

die Sprache der Politiker

Jeden Sonntag leuchtet jetzt ein Lichtlein mehr am Adventskranz, weil, hm, wir lieben diesen schönen alten Brauch. Fehl am Platz ist nur die Wortstellung im Nebensatz. Jeder weiß es, dennoch sprechen fast alle so verquatscht. Eines Tages kam es über uns, dieses WeilKauderwelsch. Klaus Wowereit hat „Verständnis“ für die Proteste der Studenten, „weil (Pause) sie haben eine schlechte Situation“, sagte er vor dem Abgeordnetenhaus. Bei korrekter Wortstellung würde sich das Zitat zwar auch nicht besser anhören, aber das nur nebenbei: Man hat weder eine gute noch eine schlechte Situation, sondern ist in einer bestimmten Situation oder Lage.

Trotz der anerkannt problematischen Studienbedingungen will der Senat nicht auf die Forderungen der Studenten eingehen, sondern die Proteste „aushalten“, weil er kein Geld hat. Ungeachtet der Kürzungen müssen eingeplante Mittel natürlich fließen, „weil – sie stehen im Haushalt drin“, betonte der PDS-Abgeordnete Benjamin Hoff. Bei solchen Formulierungskünsten bleibt einem die Luft weg. Man hört förmlich den Doppelpunkt oder den Gedankenstrich hinter „weil“, hält unwillkürlich den Atem an und fragt sich: Was kommt nun? Will der Sprecher Inhaltsschweres sagen? Nein, er gibt im Nebensatz nur die Begründung für seine Aussage im Hauptsatz.

Doch er drückt sich im wahrsten Sinne des Wortes verrückt aus. Entgegen dem Sprachgefühl stimmt die Reihenfolge der Wörter nicht. Kausalsätze, also begründende Nebensätze, werden mit der Konjunktion (Bindewort) weil oder da eingeleitet und enden immer mit dem Verb. Warum ist der Regierende Bürgermeister für die Einführung von Studiengebühren? Er wirbt dafür, weil die Universitäten Geld brauchen, aber die Staatskassen leer sind. Meist steht der Kausalsatz vorn, wenn er mit „da“ beginnt. Da sich nicht nur Studenten gegen Studiengebühren wehren, ist dieser Plan schwer durchzusetzen. Die Bedeutung des Bindewortes denn ist mit da und weil so gut wie identisch. Der Unterschied ist ein grammatikalischer. Das Bindewort denn verbindet zwei Hauptsätze. Hoffentlich haben sich die Studenten, die vor dem Roten Rathaus kampierten, nicht erkältet, denn die Nächte sind kalt und feucht.

Konjunktionen (zum Beispiel und, aber, oder, weil, bis, als, nachdem, dass, sowohl – als auch, wenn) verbinden Sätze, Satzteile oder Wörter. Nachdem die Kinder ihre Schuhe vor die Tür gestellt hatten, legte der Nikolaus über Nacht seine Gaben hinein. Sie zählen die Tage bis Weihnachten und schreiben Wunschzettel. Wenn wir jedoch umgangssprachlich nicht aufpassen, werden uns die Kinder beweisen, dass sie noch viel besser radebrechen können.

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