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Berlin: Der Wildfang mit den Riesenohren

So klein und doch schon so frech: Elefantin „Kariba“ hat sich ins Herz der Tierpark-Fans gerüsselt

Das wilde Berlin fängt gleich hinter der nächsten Ecke an – Zoo und Tierpark laden zur Expedition ins Tierreich ein. Der Tagesspiegel hat sich schon mal auf Erkundungstour begeben und stellt in seiner neuen Serie die Stars aus beiden Tiergärten vor.

Gut, dass das Thermometer endlich auch mal mehr als 15 Grad anzeigt. Erst ab dieser Temperatur darf sich die jüngste Friedrichsfelder Elefantin draußen austoben. Ostern hatte sie erstmals mit Berlin Bodenkontakt – purzelte beim Erkundungsausflug im Freigehege hin und rappelte sich sofort wieder auf, um weiterzuflitzen. Der zweite Nachwuchs der 21-jährigen Elefantin „Sabah“ aus Simbabwe lässt seiner Mutter graue Haare wachsen, so ungebärdig stürmt der am 17. März um 3 Uhr 35 geborene Elefantenwinzling durch seine „Wochenstube“ im Dickhäuterhaus und nun auch durch das großzügige Gelände davor.

Drinnen versucht der mit seinen großen Ohren filmreif wackelnde kleine Racker zum Jubel seiner Zuschauer-Fangemeinde aller Altersstufen auch schon mal an den dicken Stäben zu rütteln, die seitlich die einzelnen Stallungen abtrennen. Oder hält beim Fototermin schon wie die Mutter fürwitzig sein Rüsselchen durch die Absperrung hinaus, um dem Besuch bettelnd an die Wäsche zu gehen.

Und eigentlich ist das afrikanische Elefantenmädchen auch weniger ein Winzling, als eher schon ein richtig kleiner Brocken, den die Pfleger Mühe haben, auf die „Baby“-Waage zu bringen. Schon beim dritten Wiegen gab es dabei mächtig Theater mit der prächtig wachsenden und gedeihenden Jungelefantin, die bei ihrer Geburt 86 Zentimeter groß und 97 Kilo schwer war.

Nicht zu vergleichen mit „Sabahs“ 1999 geborenem Erstling „Tutume“, der so klein war, dass er nur auf einer Obstkiste stehend bei seiner Mutter trinken konnte. Aus dem Winzling ist inzwischen ein Riese geworden, den der Tierpark allerdings an den Osnabrücker Zoo ausgeliehen hat. So besitzt Friedrichsfelde jetzt 22 Elefanten. „Tutumes“ kleine Schwester ist der elfte Elefant, der seit 1998 geboren wurde – vorher gab es in Berlin 60 Jahre lang nicht ein solches zoologisches Ereignis zu feiern. Auch wenn der Tierpark von den elf Dickhäutern – fünf afrikanischen und sechs asiatischen – nur acht aufziehen konnte, so ist das ist immer noch eine höhere Überlebensrate als in freier Wildbahn.

Dem aktuellen Friedrichsfelder Elefantenereignis gab ein Stausee in Simbabwe den Namen – „Kariba“ wurde die wilde kleine Elefantin auf Vorschlag einer Bonnerin getauft. Die gebürtige Lichtenbergerin ließ sich ihre Tierparkverbundenheit und Elefantenliebe 5000 Euro kosten – als Jahrespatin.

Kleine Elefanten haben indes keine Not mit Paten und Tanten. Für „Karibas“ siebenjährige Halbschwester „Matibi“ – gemeinsamer Vater ist der 21-jährige „Tembo“ – fand sich 1999 sogar eine lebenslange Patin. 30 000 Euro war „Matibi“ einer über 90-jährigen Elefantenfreundin wert.

„Matibi“, die „Kariba“ augenblicklich Tantendienste leistet, war auch bei der Geburt des Wildfangs am 17. März dabei. Die verlief fast wie eine Blitzgeburt so schnell – „explosionsartig, in zwölf Minuten war alles vorbei“, sagte Tierpfleger Thomas Günther. Wie bei jeder Elefantengeburt bereitete auch bei „Kariba“ die Frage, wann das Neugeborene erstmals bei der Mutter trinkt, die größte Aufregung – gilt diese erste Nahrungsaufnahme doch als Voraussetzung für eine gute Bindung. „Kariba“ ließ gegen 11 Uhr das erste Schmatzen hören – bis zu 15 Liter Milch trinkt sie seither täglich bei „Sabah“ und versuchte es gierig auch sogar schon mal bei „Matibi“.

Bis zu sechs Jahre trinken Elefantenjunge bei der Mutter – 2,50 Meter groß und vier Tonnen schwer wollen sie schließlich mal werden. Der Zeitpunkt ihrer „Zufütterung“ hängt von ihnen selbst ab – je nachdem, wie schnell sie sich von den Großen abgucken, wie man Äpfel zertritt oder mit dem Rüssel nach Heu greift. Um „Kariba“ muss man sich da keine Sorgen machen.

Heidemarie Mazuhn

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