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Berlin: Der Zeugwart lud zum Casting

Die 22 Fußballer in Wortmanns Film können wirklich kicken – einer von ihnen kommt aus Berlin

Für dieses Casting galten besondere Prioritäten: Wer immer eine Rolle als Spieler in Sönke Wortmanns „Das Wunder von Bern“ bekommen wollte, musste in erster Linie gut Fußball spielen können, danach seinem Pendant möglichst ähnlich sehen und als Zugabe schauspielern können. Der zweistündige Film behandelt eigentlich den Konflikt zwischen einem aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Vater und seinem Jungen, der sich Nationalspieler Helmut Rahn als Freund und Ersatzvater erwählt hat. Die Spielszenen machen nur einen kleinen Teil aus, waren aber dennoch für Wortmann, selbst einmal für Westfalia Herne in der Zweiten Liga am Ball, so zentral, dass er nur Könner verpflichten wollte.

Als Trainer und Choreograf wurde Uli Weidenbach gewonnen, der im Besitz der Trainerlizenz des Deutschen Fußballbundes ist. Für die Rollen der 22 deutschen Spieler des WeltmeisterschaftsKaders erhielt Castingchef Heinrich Hadding („Nenn mich Zeugwart“) 1500 Zuschriften. Eine Handvoll Schauspieler mit Fußballerfahrung war unter den Bewerbern, die meisten waren jedoch, wie gewünscht, echte Fußballer aus der Zweiten bis Sechsten Liga. Einer von ihnen sandte – mit Erfolg – in Anspielung auf die Koksaffäre um Trainer Christoph Daum eine Haarprobe mit. Dann sichtete Heinrich Hadding Fotos und besuchte Liga-Spiele der Bewerber. Schließlich lud er 80 Kandidaten zum Vorspielen ein.

Einer von diesen 80 war Christian Leonard. Der 40-jährige Film- und Theaterschauspieler war der einzige Berliner, der es in den Kader von Wortmann schaffen sollte. Dabei sollen gerade bei Leonard nicht die Fußballkünste den Ausschlag gegeben haben. „Er hat einfach ein super 50er Jahre Gesicht. Er war wie ein Joker, den wir für mehrere verschiedene Rollen hätten einsetzen können“, sagt Hadding. Der Ersatzspieler Karl-Heinz Metzner, den Leonard gab, ist damals in der Schweiz nicht eingesetzt worden. Folgerichtig hat auch Leonard im Film keine Spielszene. Er ist einmal mit Helmut Rahn auf Sauftour, ein andernmal muss er sich vor Trainer Sepp Herberger für heimliches Rauchen verantworten.

Doch Leonard, der seit 25 Jahren leidenschaftlich kickt und zwar regelmäßig im Tiergarten, war nicht enttäuscht. „Ich hatte mit dem Film ,Heimat II‘ gerade ein anderes Projekt und ohnehin wenig Zeit.“ Und dann: „Bei einem solchen Film ist das Dabeisein wirklich alles. Es ist doch der Traum jedes Jungen, in einem solchen Film mitspielen zu können“, sagt Leonard. Die Kameradschaft innerhalb der Filmmannschaft sei genauso gut gewesen wie die der Helden von Bern. „Da waren 22 Halbstarke zusammen, die auch nach Drehschluss gerne noch einen zusammen gebechert haben.“ mhi

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