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Berlin: Der Zug der Unentwegten

Bei Regenwetter demonstrierten nur 1300 Menschen für Frieden

Maika ist reif für die Badewanne. Ihre bodenlange Jeans hat die Nässe aufgesogen bis zu den Knien. „Meine Schuhe sind ein Aquarium. Aber wenn keiner mehr auf die Straße geht, dann ist alles zu Ende“, sagt die 17jährige Gymnasiastin und deutet auf ihre Buttons. „Gegen Krieg & Besatzung“ steht darauf – das Motto zweier Demos am Sonnabend. Zu Gedenkveranstaltungen am ersten Jahrestag des Angriffs auf den Irak in Mitte hatten unter anderem Attac, Friedensgruppen, das Berliner Sozialbündnis, PDS und die IG Metall aufgerufen. Das „Gegeninformationsbüro“ lud zum Protest nach Neukölln.

Es kamen weniger als erwartet. Nur rund 1300 statt der erwarteten 5000 Menschen waren es laut Polizei, die vom Potsdamer Platz zum Breitscheidplatz liefen, in Regencapes und mit durchweichten Plakaten. „Teilen der Weltressourcen wird Terrorismus beenden“, steht auf einem. „Überall ist Krieg, überall sind die Menschen bescheuert“, sagt eine 69-jährige PDS-Aktivistin aus Pankow und duckt sich unter ihrem Schirm. Die gleichaltrige Laura von Wimmersperg hatte schon die große Antikriegsdemo im Februar 2003 mit organisiert. Enttäuscht von dem verhaltenen Echo ein Jahr danach? „Nein, bei einem aktuellen Anlass gehen immer mehr Menschen auf die Straße“, sagt die Vertreterin der Friedenskoordination Berlin. Außerdem stünden die DGB-Demo gegen Sozialabbau am 3. April und die Ostermärsche an, da verteile sich das Publikum. Eng wurde es im Zug an einer Styropor-Installation mit stilisierter Mauer und Kampflärm, die den Gazastreifen symbolisieren sollte. Dort war Bert Schilden gerade. Der 46-jährige Neuköllner engagiert sich in einem Friedensprojekt mit Palästinensern. Jetzt hat er die Friedensflagge vors Rathaus Neukölln getragen. Statt der erwarteten 500 waren dort nur 50. „Bei dem Wetter kommen halt nur die Idealisten“, sagt ein Polizist. Dass Bert Schilden raus ist in den Regen, hat Sohn Ben bewirkt. „Ich hab gesagt, er soll mitkommen“, grient der Elfjährige. kög

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