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Deutliche Zunahme: Jetzt impfen 500 Praxen gegen Schweinegrippe

Die Zahl der Ärzte, die in Berlin gegen die Schweinegrippe impfen, hat deutlich zugenommen. Den Sinn von Schulschließungen zweifeln die Mediziner allerdings an.

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Die Impfaktion gegen die Schweinegrippe scheint langsam besser in Gang zu kommen. Seit Freitag sind laut Gesundheitsverwaltung knapp 500 Arztpraxen beteiligt. Zu Beginn der Woche waren es noch rund hundert. Auch die anfangs schleppende Auslieferung des Impfstoffes klappt inzwischen offenbar schneller. Bisher habe man mehr als 130 000 Impfdosen bei über 600 Anlieferungen ausgefahren, teilte die St. Hubertus-Großapotheke mit. Sie verteilt den Impfstoff gegen das H1N1-Virus an alle niedergelassenen Ärzte. Viel Ärger verursachen aber weiterhin die unzureichenden Informationsmöglichkeiten: Arztpraxen versuchen vergeblich die Hubertus-Apotheke zu erreichen, um nach verzögerten Bestellungen zu fragen. Impfwillige kommen wegen des anhaltenden Andrangs telefonisch bei ihren Hausärzten nicht durch.

„Das Interesse an der Impfung ist weiter sehr groß“, bestätigt der Wittenauer Allgemeinmediziner Michael Uhlig. Mehr als 160 Patienten hat er bereits mit einer ersten Impfstofflieferung immunisiert, nun aber wartet er seit vier Tagen „mit wachsendem Unmut“ auf den schon zum Wochenbeginn vorsorglich bestellten Serum-Nachschub. Die Hubertus-Apotheke melde sich auf kein Fax zurück, moniert Uhlig. Am Freitag ging man dem Fall dort nach. Die Bestellung sei wegen einer formalen Unstimmigkeit erst einmal liegengeblieben, hieß es. Bis Dienstag soll die Wittenauer Praxis nun ihre zweite Lieferung bekommen.

Ob in Berlin weitere Schulen wegen der sich ausbreitenden Schweinegrippe geschlossen werden, hängt von der Einschätzung der jeweils zuständigen Amtsärzte und Schulleiter ab. Sie könnten je nach Lage selbst entscheiden, sagte der Sprecher der Berliner Amtsärzte, Andreas Beyer. Feste Vorgaben, ab welcher Infektionsrate Klassen oder Schulen schließen müssen, gebe es nicht. Allerdings sei die Lage jetzt anders als vor den Sommerferien: Damals habe man durch eine Schulschließung „die Infektionskette durchbrechen können“. Inzwischen gebe es aber insgesamt in der Stadt eine hohe Infektionsrate, so stieg die Zahl der gemeldeten Fälle gestern auf 1977: „Wenn die Schüler jetzt statt in die Schule in ein Kaufhaus gehen, können sie sich dort genauso anstecken.“ Ähnlich sieht man das im Landkreis Potsdam-Mittelmark. „Schulen zu schließen, macht keinen Sinn“, heißt es im Kreisgesundheitsamt. „Die Kinder treffen sich nachmittags oder sehen sich im Sportverein.“

Die Verteilung des Impfstoffes funktioniert in Brandenburg offenbar schneller als in Berlin. Im Unterschied zu Berlin verteilen in der Mark alle Apotheken die Ampullen an die Arztpraxen. Die Apotheken wiederum werden von einer zentralen Vertriebsstelle in Schönefeld, beliefert. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) begründet dieses Verfahren mit der langjähriger Erfahrung der Pharmazien. „Sie kennen die Öffnungszeiten der Praxen und haben mit der Ablieferung der Pakete keine Probleme.“Ste./Sve/tob/cs

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