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Deutsch-Französisches Volksfest in Berlin: Froschschenkel und Co. ziehen auf den Zentralen Festplatz

Froschschenkel, Feuerwerk und Freiluftfilme: Das Deutsch-Französische Volksfest wird in Tegel aufgebaut. Doch auf dem Zentralen Festplatz Berlins gibt es noch mehr zu entdecken.

Merkwürdig still hier oben. Gleich nebenan rollen die Maschinen über den Flugplatz Tegel, unten tost der Verkehr über die Stadtautobahn – aber hier oben in der Riesenradgondel, in 50 Metern Höhe, ist davon komischerweise nichts zu hören. Merkwürdig auch die Aussicht: ganz nah die Kaserne, der Spandauer Schifffahrtskanal, die Jungfernheide. Das zentrale Berlin hingegen mit Fernsehturm, Spree, Tiergarten ist weit weg. Dabei ist das hier doch der – „Zentrale Festplatz“.

Heute beginnt hier der Aufbau des Französischen Dorfes mit 150 Buden, die in zehn Tagen stehen sollen, wenn hier das Deutsch-Französische Volksfest stattfindet. Seit 1963, also seit 50 Jahren, wird es hier gefeiert, und auch in diesem Jahr endet es am 14. Juli, dem französischen Nationalfeiertag, natürlich mit einem Feuerwerk. Ins Leben gerufen wurde es einst nach dem Vorbild des Deutsch-Amerikanischen Volksfestes.

Vieles erinnert hier im Berliner Norden noch an die Alliierten, nicht nur die französischen Namen auf den Straßenschildern, sondern auch der alte Wall, den die Soldaten einst zum Schutz errichtet hatten. Hier befanden sich 47 Betonbunker, in denen Munition lagerte. Die Soldaten sind längst abgezogen, die Bunker seit den 90ern abgerissen.

Früher hieß der Platz "Festplatz Tegel"

Die Zeiten haben sich geändert, die Lage des Zentralen Festplatzes auch. Früher befand er sich in Reinickendorf gleich neben dem Flugplatz (deshalb ist auch noch oft die Rede vom „Festplatz Tegel“). Im Jahr 2000 aber ist das Gelände auf die andere Seite der Autobahn gezogen – also nach Wedding.

„Volksfeste sind nach wie vor Besuchermagnete. Es ist das Vergnügen des kleinen Mannes“, sagt Harald Wilbertz, der Geschäftsführer der Berliner Festplatz Verwaltungs GmbH. Die genauen Zahlen kennt Michael Roden, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes: Bundesweit zähle der Verband nach eigenen Angaben im Jahr fast 180 Millionen Besucher, „ohne Weihnachtsmärkte oder festen Freizeitparks“. Zu den Veranstaltungen auf dem Zentralen Festplatz kommen laut Roden jährlich etwa zwei Millionen Besucher.

Ausblick von oben. 78 000 Quadratmeter ist der Zentrale Festplatz groß - aber nur in weiter Ferne lässt sich hier der Funkturm Berlin erkennen.
Ausblick von oben. 78 000 Quadratmeter ist der Zentrale Festplatz groß - aber nur in weiter Ferne lässt sich hier der Funkturm Berlin erkennen.

© Mike Wolff

Bevor das Weddinger Grundstück zum Zentralen Festplatz wurde, gab es auch kritische Stimmen. Einer, der sich vor einigen Jahren gegen das Gelände aussprach, der damalige haushaltspolitische Sprecher der Grünen Oliver Schruoffeneger, ist auch heute noch nicht überzeugt. „Es ist ein Platz mitten im Nirgendwo. Und er ist einfach schlecht erreichbar, er hat zum Beispiel keine eigene S-Bahn-Station.“ Es sei das eingetreten, was er damals befürchtet hat: „Er hat sich nicht zu dem zentralen Standort entwickelt.“

„Es gibt sicherlich schönere Orte in Berlin, auch zentralere, aber wir haben hier einen festen Platz mit Bezug zum traditionellen Ort des Deutsch-Französischen Volksfestes“, sagt Michael Roden. Eine halbe Million Menschen werden zum Deutsch-Französischen Volksfest erwartet. Besitzer des Zentralen Festplatzes ist das Land Berlin. Seit September 2012 ist das Grundstück planungsrechtlich gesichert und darf nicht verkauft werden. Das Deutsch-Amerikanischen Volksfest ist das Pendant aus dem Süden der Stadt, doch dessen Zukunft ist ungewiss. Es musste umziehen von Dahlem ins Niemandsland an der Heidestraße, und ab 2014 ist nach Rodens Worten „wieder unklar, wo es in Zukunft stattfinden wird“.

"Das Volksfest als solches wird nie aussterben."

Herren über das Volkfesttreiben auf dem Zentralen Festplatz sind Harald Wilbertz, Geschäftsführer der Berliner Festplatz Verwaltungs GmbH und Micheal Roden, der erste Vorsitzende des Schaustellerverbandes Berlin.
Herren über das Volkfesttreiben auf dem Zentralen Festplatz sind Harald Wilbertz, Geschäftsführer der Berliner Festplatz Verwaltungs GmbH und Micheal Roden, der erste Vorsitzende des Schaustellerverbandes Berlin.

© Mike Wolff

Michael Roden ist quasi zwischen Wilder Maus und Plüschteddybären aufgewachsen. „Als Schausteller wird man geboren. Mein Großvater war bereits einer und egal was man nebenbei vielleicht noch macht, im Herzen bleibt man Schausteller.“ Seit 20 Jahren ist er mittlerweile im Schaustellerverband tätig. Ob er denkt, dass einmal Schluss ist mit Volksfesten, weil keiner mehr hingeht? „Das Volksfest als solches wird nie aussterben – es ist mit eines der ältesten Gewerbe.“ Trotzdem gibt er zu, dass die Zeiten nicht eben einfach sind. „Vieles, vor allem in der Technik, hat sich weiterentwickelt; die Lichteffekte werden heute beispielsweise durch LEDs erzeugt – die Umrüstung bedeutet für uns einen sehr großen Kostenaufwand. Pro LED-Brennstein zahlen wir zwei Euro – das Riesenrad braucht davon ungefähr 140 000“, sagt Roden.

Und man will mit der Zeit gehen: So hat der Schaustellerverband eine kostenlose App herausgebracht, mit der über die Postleitzahl das nächste Volksfest gefunden werden kann – der Volksfestfinder. Etwa 1000 Smartphone-Benutzer haben ihn bereits heruntergeladen.

Gleich nebenan befindet sich das Autokino, übrigens das einzige in der Stadt. „Im Sommer kann man sich den Cocktail direkt ans Auto bringen lassen – für die Fahrer gibt es natürlich auch alkoholfreie“, sagt Wilbertz. In diesen Tagen läuft Fast & Furious 6, ab Donnerstag Iron Man 3. Und im Oktober zieht das Oktoberfest jedes Jahr tausende Besucher in die Zelte. Hier gibt es natürlich Bier, Brezeln und Dirndl – und das mitten in Berlin, oder fast mittendrin.

Ein Ausflug zu den Alliierten

Die Feier.

Gleich neben dem Festplatz befindet sich die Julius-Leber-Laserne, die am Wochenende zum Tag der offenen Tür lädt – von 10 bis 17 Uhr. Am Sonnabend, 8. Juni, sind alte Oldtimer zu sehen, Militärparaden, die Bundeswehrkapelle macht Musik, es gibt Erbseneintopf und Deftiges aus der Gulaschkanone. Der Eintritt ist frei.

Die Vergangenheit. Die französische Vergangenheit des Viertel ist auch hier überall zu erkennen. Nach dem Krieg wurden gleich neben dem Flugplatz in Tegel die Alliierten im „Quartier Napoléon“ stationiert. Die Angehörigen und Soldaten der „Forces Françaises à Berlin“ hatten hier eigene Supermärkte, Kirchen, Schwimmbäder, Banken und Bäckereien – und das Kino „L’Aiglon“, das zwar seit 1993 direkt hinter der Kaserne geschlossen ist, an dem aber täglich zehntausende Autofahrer jeden Tag am Kurt-Schumacher-Damm vorbeirollen. Das alte Kino samt Hotel steht unter Denkmalschutz. Gleich gegenüber befindet sich übrigens die Ausstellung „Alliierte in Berlin“, die auch am Wochenende geöffnet ist. Auf dem ehemaligen Kohleplatz der Franzosen sind heute Militärwagen, ein Flugzeug und alte Eisenbahnwaggons ausgestellt.

Weitere Veranstaltungen:

14. Juni bis 14. Juli: 51. Deutsch-Französisches Volksfest

16. bis 25. August: Die Wasser- und Laser-Show Aquanario

7. September: Viva Berlin holt Mallorca nach Berlin

27. September bis 13. Oktober: 63. Berliner Oktoberfest. 

Weitere Informationen unter:  www.schaustellerverband-berlin.de

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