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Mal schnell mit dem Zug für einen Tag nach Usedom und in die Wellen schauen? Das könnte in ein paar Jahren möglich sein.

© Stefan Sauer/dpa

Deutsche Bahn: In zwei Stunden von Berlin nach Usedom

Zur Zeit braucht der Zug von Berlin nach Usedom noch vier Stunden. SPD-Bundestagsabgeordnete wollen die direkte Zugverbindung nach Swinemünde wieder aufbauen.

Der letzte Zug für den Zug nach Usedom ist noch nicht abgefahren. Die Landesgruppe Ost der SPD will erreichen, dass die Direktverbindung von Berlin nach Swinemünde auf Usedom doch noch in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen wird. Im Planentwurf des Bundesverkehrsministeriums ist die Strecke, die die Fahrzeit zwischen Berlin und Usedom von rund vier auf gut zwei Stunden verkürzen könnte, nicht enthalten – und damit auch nicht förderwürdig.

Die Schnellverbindung auf die Ostsee-Insel war in den letzten Kriegstagen 1945 durch das Sprengen der Brücke über den Peenestrom bei Karnin unterbrochen und nicht mehr aufgebaut worden. Nur die Reste des einstigen Hubbrückenteils ragen bis heute noch aus dem Wasser.

Der Wiederaufbau der Strecke, die einst bei Ducherow von der Hauptstrecke Berlin–Stralsund abzweigte, würde nach Angaben von Experten zwischen 120 Millionen Euro und 140 Millionen Euro kosten. Die einst zweigleisige Trasse ist zum größten Teil noch vorhanden. Vorgesehen ist, jetzt nur noch ein Gleis zu legen. Auch eine Oberleitung für den elektrischen Betrieb plant man.

Zur Zeit ist die Bahnfahrt umständlich und zeitaufwendig

Für den Wiederaufbau der alten Strecke setzt sich auch der Senat ein. Und auf der Insel hofft man, dass ein attraktives Angebot auf der Schiene Urlauber dazu bringen könnte, mit dem Zug in die Ferien zu fahren. Vor allem im Sommer führt der Autoverkehr häufig zu langen Staus – vor und auf der Insel.

Die Bahnfahrt aber ist derzeit umständlich und zeitaufwendig. Die Kaiserbäder Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin auf Usedom lassen sich nur mit einem langen Umweg über Wolgast erreichen. Zudem müssen Fahrgäste in Züssow auf dem Festland in Züge der Usedomer Bäderbahn umsteigen. Einen saisonalen Direktzug aus Berlin, Usedom-Express genannt, hat die Bahn 2014 eingestellt. Für den „Express“ zum Fernverkehrstarif hatten sich kaum Kunden finden lassen, zumal er nicht nur teurer, sondern auch nicht viel schneller ans Ziel kam als die billigeren Regionalzüge.

Inzwischen hat die Bahn auch Konkurrenz von den Fernbussen bekommen. Sie sind zwar auf ihrer kürzeren Strecke etwa so lang unterwegs wie die Züge, die Fahrt ist aber in der Regel erheblich günstiger.

Das Bundesverkehrsministerium spricht der Strecke nach Usedom aber nur eine regionale Bedeutung zu. Befürworter verweisen dagegen darauf, dass durch den Anschluss von Swinemünde, das im polnischen Teil der Insel liegt, auch der internationale Verkehr profitieren würde.

Stefan Zierke: Strecke hat auch politische Bedeutung

Gerade die Schienenverbindungen nach Polen müssten ausgebaut werden, fordert der SPD-Bundestagsabgeordnete Stefan Zierke, der Koordinator der Fraktion für Ostdeutschland ist. Diese Strecken müssten dringend mehr politische Beachtung finden, erklärte Zierke.

Beim Ausbau der Strecke von Berlin über Angermünde nach Stettin hat es bereits einen Erfolg gegeben: Die Verbindung ist vom „Potenziellen Bedarf“ im Ursprungsentwurf des Plans jetzt in den „Vordringlichen Bedarf“ hochgestuft worden. Ein Baubeginn ist allerdings trotzdem noch nicht absehbar. Lediglich in Berlin wird jetzt am Karower Kreuz die einstige Stettiner Bahn ausgebaut – unabhängig von den Ausbauplänen zwischen Angermünde und Stettin.

Welche Bedeutung die Strecke einmal haben könnte, zeigt die in den vergangenen Jahren stetig steigende Zahl der Fahrgäste, die auch durch einen günstigen Preis in die Züge gelockt werden. Zehn Euro kostet die Fahrt mit einem Fahrschein des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Für die gleichen Züge verlangt die Bahn zwischen 29 Euro und 34,50 Euro.

Zierke will sich nach seinen Angaben in den Beratungen zum Bundesverkehrswegeplan auch für weitere ostdeutsche Projekte einsetzen, die es bisher nicht in das Verzeichnis geschafft haben. Dazu gehört unter anderem der Ausbau der Schleusen in Kleinmachnow und Fürstenwalde, was besonders in Kleinmachnow umstritten ist.

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