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Berlin: „Deutsche entdecken Islam“

Wie türkische Blätter über die Ausbreitung der Religion berichten

Noch am Freitag hatte sich die Tageszeitung „Türkiye“ gefreut, dass der Islam sich trotz aller widrigen Umstände rasch verbreite. „Islam umarmt Afrika“, titelte das Blatt und beschrieb in einer Anreißmeldung, unter welchen Umständen dies geschehe. „Die christlichen Missionare verbreiten unglaubliche Lügengeschichten in Afrika. Mit Aussagen wie ,Der christliche Glaube ist die (ursprüngliche) Religion der Schwarzen‘, versuchen sie die Menschen reinzulegen.“ Trotzdem würden diese zuhauf Muslime werden, schrieb „Türkiye“ und verwies auf eine Reportage im Innenteil der Zeitung. Dort widmete die Redaktion den Ausführungen des Afrika-Korrespondenten Osman Sagirli eine ganze Seite. In einem der Texte zitiert der Autor einen konvertierten, weißen Südafrikaner mit den Worten: „Jetzt bin ich sehr glücklich.“

Am Wochenende kam dann die Nachricht aus Deutschland. „Die Deutschen entscheiden sich für den Islam“, übertitelte die „Türkiye“ einen Bericht am Sonntag. „Während zuvor überwiegend deutsche Frauen, die muslimische Männer heirateten, zum Islam übertraten, konvertieren laut einer Studie des Islam-Archivs immer mehr Deutsche aus freien Stücken“, lautete die Unterzeile.

Einen Tag zuvor hatte „Der Spiegel“ unter Hinweis auf eine noch nicht veröffentlichte Studie die gleiche Nachricht verbreitet. Demnach sind rund 4000 Menschen zwischen Juli 2004 und Juni 2005 zum Islam konvertiert. Das seien viermal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Die Studie wurde laut „Spiegel“ vom Bundesinnenministerium finanziert und soll in Kürze veröffentlicht werden.

Auch die „Milliyet“ griff die Nachricht auf: „Die Deutschen entdecken den Islam für sich.“ Am gleichen Tag veröffentlichte die Zeitung einen Bericht über den Berliner Steven Schevnemanh, der zwei Jahre zuvor durch seine türkischen Freunde auf den Islam aufmerksam geworden sei. Er wolle jetzt den Namen Mohammed annehmen. Der Anlass für den Bericht war jedoch nicht der Glaubenswechsel – sondern dass der Mann in die Türkei reiste, um eine Muslimin zu heiraten. „Liebe kennt keine Grenzen“, lautet auch die Überschrift.

Suzan Gülfirat

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