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Nicht alle freuen sich über die Ernennung von Franziskus. Auch in der argentinischen Gemeinde in Berlin hinterfragen viele seine politische Einstellung.

© dpa

Deutscher Pfarrer über Papst Franziskus I.: Ein Jesuit aus der eigenen Familie

Millionen Argentinier auf der ganzen Welt feiern den neuen Papst Franziskus I. Auch Berliner Katholiken setzen Hoffnungen in ihr neues Kirchenoberhaupt - und staunen, dass er Jesuit ist.

„Am Anfang habe ich gar nicht gewusst, wer das ist“, sagt Pater Joachim Gimbler. Der Pfarrer der katholischen Sankt-Canisius-Gemeinde in Charlottenburg sah sich am Mittwoch die Übertragung der Papstwahl zusammen mit Freunden im Fernsehen an. Dann stieg der weiße Rauch auf, auf dem Balkon der römischen Peterskirche trat der neue Papst vor die Menschenmenge. Und im fernen Berlin rief einer der Bekannten von Joachim Gimbler: „Der ist ja Jesuit.“ „Da war ich platt“, sagt der Pfarrer. Denn genau wie Papst Franziskus gehört auch Joachim Gimbler dem Jesuitenorden an. „Und ich hatte gar nicht gewusst, dass unter den Kardinälen auch ein Jesuit ist.“

Schon seit vielen Jahren betreuen die Jesuiten das Canisius-Kolleg und die gleichnamige Berliner Pfarrgemeinde. „In unseren Gottesdiensten wird sich vermutlich nichts ändern, außer dass wir nun im Hochgebet für Papst Franziskus und nicht wie früher für Papst Benedikt beten“, sagt Gimbler. „Das Papstamt ist ein Amt für die Weltkirche – es wirkt eher selten direkt in die Gemeinde hinein.“ Mental freilich fühlt sich der Berliner Jesuitenpater mit dem neuen Papst verbunden: „Es ist so, als wenn da jemand aus der eigenen Familie gewählt wurde.“

Von Angesicht zu Angesicht sehen können Webnutzer den neuen Papst schon auf der Internetseite der Apostolischen Nuntiatur, der offiziellen Vertretung des Vatikan in Deutschland. Am Tag nach der Wahl prangt dort ein großes Foto des neuen Kirchenoberhaupts. Sonst freilich rechnen die Mitarbeiter nicht mit großen Veränderungen. „Es ist wie mit Ministerien, wenn ein neuer Minister kommt“, sagt Prälat Ewald Nacke. Dass der Papst nun einen neuen Botschafter nach Deutschland schickt oder sich das Verhältnis zu Deutschland nennenswert ändert, all das glaubt Nacke eher nicht.

Glückwünsche gab auch der evangelische Landesbischof Markus Dröge dem neuen Papst mit auf den Weg. „Franziskus hat mit seiner Namenswahl deutlich gemacht, dass für ihn das drängende Problem der weltweiten Armut zentral ist“, sagt der Theologe. „Er steht für einen einfachen und nachhaltigen Lebensstil.“ Persönlich hoffe er, dass der Nachfolger von Benedikt XVI. seinem Namen gerecht werde und wirksam für die Ärmsten der Armen eintrete, sagt Dröge, dem in seinem Nebenamt als Aufsichtsratsvorsitzender des Evangelischen Werks für Diakonie und Entwicklung auch die soziale Lage Südamerikas nicht fremd ist. „Und als evangelischer Bischof hoffe ich natürlich auf neue Impulse für die Ökumene.“ Immerhin steht in wenigen Jahren das 500. Jubiläum der Reformation an, das auch in Berlin mit einem Evangelischen Kirchentag groß begangen werden soll.

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