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Berlin: Deutschstunden für Islamlehrer

Bildungssenator Böger plant Gesetzesänderung: Wer Religion unterrichtet, soll Sprachkenntnisse mit „Goethe-Diplom“ nachweisen

Die Senatsverwaltung für Bildung will die Anforderungen an Religionslehrer erhöhen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Das Schulgesetz soll so geändert werden, dass nur noch Lehrkräfte zugelassen werden, die perfekte Sprachkenntnisse mit dem Großen Deutschen Sprachdiplom des Goethe-Instituts „oder einem gleichwertigen Nachweis“ belegen können. Sollte dies umgesetzt werden, würde dies das vorläufige Aus für den Unterricht der Islamischen Föderation bedeuten.

„Von unseren 23 Lehrern verfügt keiner über einen derartigen Nachweis“, sagte gestern Burhan Kesici, der im Vorstand der Föderation tätig ist und Islamunterricht erteilt. Auch er selbst wäre von der Gesetzesänderung betroffen, obwohl er hier studiert hat und perfekt Deutsch spricht: ein Goethe-Diplom hat er nicht. Er kündigte gestern „Protest“ gegen die Regelung an. Auf jeden Fall müsse es Übergangsregelungen geben.

Die Senatsverwaltung begründet ihren Vorstoß in einem Brief an die Föderation damit, dass es Lehrkräfte gebe, die nicht über die „erforderlichen Sprachkompetenzen“ verfügten. Dies sei bei Unterrichtsbesuchen festgestellt worden.

Tatsächlich hatte die Senatsverwaltung für Bildung in den vergangenen Jahren dutzende Male ohne Vorankündigung den Unterricht der Föderation besucht und war dabei teilweise auf eklatante Mängel bei den Deutschkenntnissen der Lehrer gestoßen. Selbst die verwendeten Arbeitsblätter wiesen auffällige Sprachfehler auf. Folgen hatte dies zunächst nicht.

Allerdings gelang es Bildungssenator Klaus Böger (SPD) mittels des neuen Schulgesetzes, eine weitere Expansion der Föderation zu verhindern: Er verschärfte die Anforderungen an die Lehrkräfte, indem er im Gesetz ein „fachwissenschaftliches Studium oder eine vergleichbare Ausbildung“ als Voraussetzung für Religionslehrer festschrieb. Dies führte nach Aussage Kesicis dazu, dass die Föderation bereits im laufenden Schuljahr nicht so wie gewünscht den Religionsunterricht ausdehnen konnte.

Allerdings hatte dieser Passus keine rückwirkende Wirkung, so dass Böger mit ansehen musste, dass die vorhandenen 23 Lehrer der umstrittenen Religionsgemeinschaft weiterhin über 4000 Schüler unterrichten konnten.

Der bildungs- und migrationspolitische Sprecher der Bündnisgrünen, Özcan Mutlu, begrüßte gestern Bögers Vorstoß für eine Verschärfung des Schulgesetzes auf Kosten der Islamischen Föderation. „Es freut mich, dass die Senatsverwaltung endlich gute Deutschkenntnisse verlangt“, sagte Mutlu auf Anfrage. Nur so sei sicherzustellen, dass die Lehrer auch tatsächlich – wie vorgeschrieben – den Unterricht auf Deutsch erteilten. Laut Mutlu berichten Eltern, dass einige Islamlehrer des Öfteren ins Türkische wechselten. Dies liege daran, dass viele nur „gebrochen Deutsch“ sprächen, vermutet Mutlu.

Kesici schlägt vor, dass die Deutschkenntnisse mittels eines Tests überprüft werden könnten. Ob der Bildungssenator sich darauf einlässt, ist fraglich: Böger hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die Föderation mit ihren konservativen Vorstellungen zur Rolle der Frau lieber gar nicht in der Schule sähe.

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