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© Thilo Rückeis

DGB: Kandidatin ohne Gegner

Der Deutsche Gewerkschaftsbund wählt heute seinen neuen Vorstand für Berlin-Brandenburg. Das Votum für die bisherige Vizechefin Doro Zinke gilt als sicher.

Berlin - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Berlin und Brandenburg wird künftig wieder von einer Frau geführt. Die bisherige stellvertretende DGB-Chefin Doro Zinke wird Dieter Scholz ablösen, der nach zwölf Jahren den Chefsessel abgibt.

Auf den IG-Metall-Mann folgt also eine Verdi-Frau. Neuer Stellvertreter von Zinke, die 55 Jahre alt ist, wird Christian Hoßbach, der derzeit das Hauptstadtbüro der IG Metall leitet. Der gewerkschaftliche Proporz wird auch in dem neuen Vorstand des Gewerkschaftsbundes erhalten bleiben, über den die Delegierten der Bezirkskonferenz am heutigen Freitag entscheiden werden. Die Wahl gilt als sicher – es gibt keine anderen Kandidaten.

Für Gewerkschaften ist nach wie vor eine harte Zeit. Der Mitgliederschwund der vergangenen Jahre konnte zwar ein wenig gebremst werden, ist aber noch längst nicht gestoppt. In Berlin und Brandenburg sind in den DGB-Gewerkschaften derzeit rund 385 000 Menschen organisiert, was einen Rückgang um 60 000 in den vergangenen vier Jahren bedeutet. Von diesen Zahlen will sich Zinke nicht schrecken lassen, diese Entwicklung habe es in ganz Europa gegeben.

„Nennen Sie mir doch eine andere Organisation, die so viele Mitglieder vereint“, sagt Zinke. „Die Parteien sind es bestimmt nicht.“ Dennoch zeige sich, dass man mit der früheren Methode „Mann wirbt Mann“ nicht mehr weiterkomme. Zinke versteht das zum einen durchaus geschlechterspezifisch; sie verweist darauf, dass Frauen eine immer größere Rolle spielen. „Bei Verdi sind die Frauen inzwischen in der Mehrzahl“, sagt Zinke. Andererseits gehe es aber auch darum, dass es neue Zugangswege zur Gewerkschaft gebe. Nur wenige junge Menschen hätten noch direkt nach der Ausbildung einen festen Arbeitsplatz. Angesichts befristeter Beschäftigung müsse man akzeptieren, dass sie eine „Zeit lang den Mund halten“. Für gute Arbeit zu kämpfen, die anständig bezahlt wird, ist eins ihrer Hauptanliegen.

Zinke, die in den Siebzigern bei der damaligen ÖTV in Nordrhein-Westfalen begann, kam erst vor viereinhalb Jahren nach Berlin. Schon nach sechs Monaten wurde sie DGB-Vize und steht nun bald an der Spitze. Für Berlin ein schneller Aufstieg, da hier traditionell viele Bünde über lange Jahre sehr gepflegt werden und nur schwer aufzubrechen sind. Zinke aber ist inzwischen hier angekommen. Und nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Region, die sie ebenso ausgiebig in den vergangenen Jahren bereist und betreut hat.

Mit Brandenburg kennt sich auch Christian Hoßbach gut aus. Der 46-Jährige war bei den Metallern jahrelang der Experte für die neuen Bundesländer. Der gebürtige West-Berliner hat früh den Schritt in den Osten getan. Schon kurz nach dem Mauerfall ging Hoßbach, dessen politische Wurzeln in der SPD liegen, quasi als Aufbauhelfer ins Rote Rathaus. Er erlebte eine aufregende Zeit, in der man jeden Tag neue Erfahrungen machte.

An der Seite des Ost-Berliner SPD-Mannes Tino-Antoni Schwierzina, der nach den ersten freien Kommunalwahlen zum Oberbürgermeister in Ost-Berlin gewählt wurde, übernahm Hoßbach im Frühling 1990 das Amt des Magistratssprechers. Ein Job, der mit der zügigen Wiedervereinigung im Oktober 1990 schnell überflüssig wurde. Es folgten einige Jahre bei der Treuhand, wo das Interesse schnell auf Industriepolitik gelenkt wurde. Das wird auch einer seiner Schwerpunkte im neuen DGB-Vorstand sein.

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