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Berlin: Dicke Luft in der Akademie der Künste

Kritik am Neubau am Pariser Platz verstummt nicht Wenig Platz – und Klimatechnik macht Probleme

Als „tragischen Fall“ hat Senatsbaudirektor Hans Stimmann gerade den Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz bezeichnet. Zuvor kritisierte Kunstmäzen Peter Raue das „sinnentleerte, funktionswidrige Gehäuse“ mit schiefer Ebene im Foyer und vielen Treppen. Es sollte umgebaut, gar vermietet werden. Das sei „Polemik“, sagt der amtierende Akademiepräsident Matthias Flügge. Aber auch er spricht von „viel Raum – wenig Platz“. Schlimmer sei, dass die Klimatechnik noch immer nicht richtig funktioniere.

Wegen des Verdachts auf Planungsmängel läuft ein von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung beantragtes gerichtliches Beweissicherungsverfahren. Es geht um die Klimatechnik, vor allem in den historischen Ausstellungshallen im Neubau und in den vier Archiven unter der Erde. „Es gibt Anzeichen für Versäumnisse“, sagt Michael Réthy, Projektleiter bei der Senatsbehörde. Der Verdacht richtet sich gegen Klimatechniker, auch gegen Architekten. Das Architekturbüro Behnisch möchte sich zur Akademie derzeit nicht öffentlich äußern.

In zwei Wochen werde ein vom Gericht bestellter Sachverständiger das Haus besichtigen, sagt Réthy. Man hoffe, spätestens Mitte Mai mit Reparaturen zu beginnen. „Wir sind in der Pflicht.“ Die Klimaanlage funktioniere zwar, entspreche aber nicht den hohen Luftfeuchtigkeits-Standards für Ausstellungsbauten. Das Gebäude war unter der Voraussetzung vom Bund übernommen worden, dass zuvor vom Land Berlin die Baumängel beseitigt werden. „Definitiv beseitigt“ sind nach Auskunft der Behörde das Schimmelproblem und die Sporenbekämpfung – für rund 500 000 Euro.

„Wir haben die Akademie bezogen, obwohl sie an vielen Punkten nicht fertig war“, betont Präsident Flügge. Die Akademie habe aber keine weiteren Verzögerungen mehr hinnehmen wollen, allerdings mit schnellerer Fertigstellung gerechnet. Den multifunktionalen Veranstaltungsraum im Keller für 250 Menschen muss die Akademie noch bauen. Sie hofft auf Sponsoren, 500 000 Euro sind nötig.

„Vieles ist nicht funktional geplant“, heißt es in der Senatsverwaltung. Aber die Architektur habe allein die Akademie, die ein „Schaufenster“ habe zeigen wollen, zu verantworten. Man hätte sich in der Entwurfsphase „mehr mit funktionalen Aspekten auseinander setzen müssen“, gibt Präsident Flügge zu. Die Bauaufgabe sei gewesen, um den erhaltenen Kern der Ausstellungshallen am historischen Ort ein „Schatzkästchen“ zu bauen. Das habe Kompromisse erfordert, für die der Architekt nichts könne.

Der eigentliche Sündenfall aber sei während der Planung der aus Kostengründen vom Senat geforderte Verkauf des hinteren Grundstücksteils an das Adlon gewesen. Dadurch schrumpfte der Neubau, daher mussten die Säle kleiner werden und das Archiv in den zunächst zu feuchten Keller rücken. „Berlin hätte nicht verkaufen müssen“, heißt es. Umbauten, wie von Peter Raue angeregt, seien aus urheberrechtlichen Gründen illusorisch. Die schiefe Ebene im Foyer sei besser als ein Treppenabsatz, „aber man hätte es auch anders lösen können.“ Die Akademie ist entschlossen, „das Beste aus dem Haus zu machen“. Sie plant mehr öffentliche Veranstaltungen, will Räume vermieten und das Geld „in Reparaturen stecken“. Die im Mai 2005 mit zweijähriger Verspätung eröffnete Akademie kostete 56 Millionen Euro, 18 Millionen mehr als veranschlagt.

Christian van Lessen

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