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Berlin: Die anderen Stars

Sie sind jung und unterstützen in ihrer Freizeit andere Menschen. Im Schloss Bellevue wurden die neuen Helden mit dem „Jugend hilft“-Preis geehrt

Helfen macht selbstbewusst. Katrin Schenk und Magdalena Eller sind die besten Beispiele dafür. Die beiden 15-Jährigen haben sich zur Verleihung des Preises „Jugend hilft“ im Schloss Bellevue als Fee und Elfe verkleidet. In ihrer Freizeit führen sie mit ihrer Gruppe „Mädchen machen mehr“ kranken Kindern oder alten Menschen gern das Märchen-Musical „Der verlorene Sohn vor“. Im Moment singen sie aber gerade den „Prinzen“ vor. Projekte, in denen Kinder und Jugendliche mit ihrer Hilfsbereitschaft Beispiele geben, waren Sonntagnachmittag ins Schloss Bellevue eingeladen. Für Christina Rau, die Schirmherrin, waren es „nur Gewinner“, für Tobias Künzel von den „Prinzen“ war’s die Creme de la Creme unter Deutschlands Jugendlichen und für den Initiator der Aktion, den Verleger Florian Langenscheidt, schlicht „lauter Heroes“. Auch der Bundespräsident schaute kurz vorbei .

Wo Hilfe dringend notwendig ist, kann man nicht auf den Staat warten. Deshalb hat Florian Langenscheidt vor neun Jahren die Hilfsorganisation „Children for a better World“ ins Leben gerufen: „Jugendliche können nicht nur nach ihren intellektuellen Fähigkeiten gemessen werden. Für unser Gemeinwohl und die menschliche Entwicklung sind Herz und Hilfsbereitschaft genauso wichtig.“ Inzwischen wurden mehr als 50 Kinderhilfsprojekte in der ganzen Welt unterstützt, knapp zehn Millionen Euro gesammelt. Bereits am Sonnabend kam erstmals ein Kuratorium zusammen, dessen Mitglieder nach Langenscheidts Worten „viel Herz, viel Einfluss und viel Geld haben“. Inoffizielles Motto: „Deutschland hat auch andere Stars“. Ikea gab 300 000 Euro für die Aktion. Moderator Andreas Lukoschik, die Comedians Erkan und Stefan, Sängerin Juliette und Kollege Patrick Lindner gehörten zu den Laudatoren. Einige sagten, sie hätten beim Rundgang einen Kloß im Hals gehabt.

Agnes Kansy etwa erzählte von dem Dritte-Welt-Laden, in dem sie einmal in der Woche verkauft. Sie ist selbst Rollstuhlfahrerin und hilft damit anderen Behinderten in Peru. Ihr Verkaufsmotto: „Essen, damit andere essen können.“ Auch die Rurtal-Schule für Geistigbehinderte hilft behinderten Heimkindern in Russland. Christoph Freier und seine Mitschüler vom Erlenbacher Gymnasium besuchen in ihrer Freizeit regelmäßig Bewohner eines Pflegeheims, die das Bett nicht mehr verlassen können. Mit ihnen sprechen die 16-Jährigen über alte Zeiten, Erlebnisse im Krieg. Folgerichtig findet demnächst ein Teil der Geschichtsstunden im Pflegeheim statt. „Gutes Spiel zur bösen Mine“ machen Rebecca Ziegler und ihre Freunde regelmäßig in Bosnien. Kinder aller ethnischen Gruppen versammeln sich in ihrem Zirkus „Compagnia Compostelli“, um sich abzulenken von den Schrecklichkeiten, die sie erlebt haben. Ein Zelt haben die Jugendlichen schon zurückgelassen, viele Ringe, und Kegel – und noch mehr schöne Erinnerungen an unbeschwerte Stunden.

Auch sie wurden ausgezeichnet, aber es hätten, da war man sich einig, alle Preise verdient. Kristina Kling zum Beispiel hört sich bei „Teens on Phone“ regelmäßig in ihrer Freizeit den Kummer von Gleichaltrigen an. Ein Training von 80 Stunden mit einem Psychologen hat sie vorab absolviert. „Das hilft mir auch sonst bei der Gesprächsführung.“ Gnadenlos positives Denken zeichnet all diese Jugendlichen aus, auch die Gymnasiasten aus Bad Laasphe, die zunächst nur eine Schule in Nicaragua bauen wollten, inzwischen aber noch eine weitere finanziert haben und drei Lehrerstellen dazu.

Diese erste Preisverleihung war ein Signal, dem weitere folgen sollen. „Mädchen machen mehr“ aus Markt Meitingen hat am Ende einen der mit 2500 Euro dotierten ersten Preise davongetragen. Wie stolz werden die von den Mädchen adoptierten Omas im Heim sein, wenn sie davon erfahren.

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