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Berlin: Die Angst reist wieder mit

Nervosität nach den vereitelten Anschlägen: Drei Mal gab es Bombenalarm wegen unbeaufsichtigter Koffer Auf den Flughäfen wurden die Kontrollen verstärkt, viele fühlten sich an den 11. September erinnert

Drei unbewachte Koffer oder Taschen, drei Mal Bombenalarm. Einen Tag nach den vereitelten Terroranschlägen auf Flugzeuge auf dem Weg von Großbritannien in die USA musste die Berliner Polizei am Freitag gleich dreimal ausrücken, um „herrenlose Gepäckstücke“ am Flughafen Tegel, auf dem Hauptbahnhof und an der Tauentzienstraße in Charlottenburg zu untersuchen. In allen Fällen gab es Entwarnung. Es stellte sich schnell heraus, dass der Inhalt harmlos war

Gegen 11 Uhr war vor dem Flughafengebäude in Tegel in Höhe des Gate 16/17 ein herumstehender Gepäckwagen bemerkt worden. Der Bereich wurde abgesperrt. Sprengstoffexperten der Polizei beschossen gegen 12 Uhr das Gepäckstück mit einem Wassergewehr. Danach gaben die Beamten Entwarnung; die Sperrungen wurden aufgehoben. Fast zeitgleich, gegen 10.45 Uhr, rückte die Bundespolizei zum Hauptbahnhof in Mitte aus. Hier stand eine rote Reisetasche unbeaufsichtigt auf dem Bahnsteig 5/6. „Der Bereich wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt“, sagte der Sprecher der Bundespolizei, Jörg Kunzendorf. Nachdem die Spezialisten die Tasche geöffnet hatten, gab es auch hier Entwarnung: Lediglich Reiseutensilien befanden sich in dem Gepäck. Nach Kunzendorfs Angaben war der Bahnverkehr nicht beeinträchtigt.

Am Abend entdeckten dann Passanten vor dem Buchgeschäft Hugendubel an der Tauentzienstraße eine abgestellte Tüte mit einem Karton als Inhalt. Der Bereich musste abgesperrt werden, was den Verkehr erheblich behinderte. Auch hier stellte sich heraus, dass der Inhalt nur ein leerer Schuhkarton war.

Die Polizei geht derzeit nicht davon aus, dass es sich um „Nachahmer-Taten“ handelt. Sollte durch die Ermittlungen aber nachgewiesen werden, dass jemand die Stadt absichtlich in Angst und Schrecken versetzt, indem er Koffer oder Taschen abstellt, „ wird das erhebliche Konsequenzen haben“. Dem Verursacher droht eine Anzeige wegen Vortäuschung einer Straftat, und „er muss den Polizeieinsatz zahlen“, hieß es.

Am Flughafen Tegel waren am Tag nach dem vereitelten Terroranschlag in London die Kontrollen verschärft worden, wie ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sagte. Dennoch war die Stimmung überwiegend ruhig. Die meisten Flüge starteten planmäßig. „Die Stimmung erinnert mich an die Tage nach dem 11. September, man bemüht sich, alles ruhig wirken zu lassen“, sagte eine Mitarbeiterin am Schalter der British-Airways. Dort trugen viele Reisende Plastiktüten mit sich. Wer in London umstieg, musste sein Handgepäck transparent verstauen. Dafür wurden durchsichtige Säcke ausgegeben. Elektrogeräte, Handys und elektronische Schlüssel, sowie Flüssigkeiten und Gels waren verboten.

Das galt für alle Flüge innerhalb Deutschlands und über den Atlantik, auch wenn man hier auf die Plastiktüten verzichtete. Die Reisenden reagierten gelassen, viele wussten bereits aus den Medien Bescheid. So auch Angelika Kausche, die mit ihren kleinen Töchtern nach New York unterwegs war: „Ich rechne mit drei Stunden Verspätung, aber das war zu erwarten. Es ist gut, dass sie alles kontrollieren. Wenn es um die Sicherheit geht, sollen die sich ruhig Zeit lassen.“

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