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Berlin: Die Angst vor dem Dacapo

Fünfmal hat Alba gegen den morgigen Gegner Efes Istanbul gespielt – und fünfmal verloren

Berlin. Die Griechen sind es, die Alba Berlins Trainer Emir Mutapcic Mut machen. Warum sollten die von ihm trainierten Pesic, Demirel und Rödl, die WM-Bronze in Indianapolis gewannen, schlechter sein als die Basketballer von AEK Athen? Die Berliner selber gewannen vor sechs Wochen nach Verlängerung bei AEK, wichtiger aber: Athen schaffte bei Efes Pilsen Istanbul einen völlig überraschenden 79:74-Sieg. Es war der bislang einzige Erfolg des Tabellenletzten in acht Europaligaspielen der Gruppe A. „Wenn AEK gewonnen hat, warum sollen dann nicht auch wir gewinnen?“, fragt Mutapcic.

Gegen Efes ist dem Deutschen Meister in fünf Aufeinandertreffen noch kein einziger Sieg gelungen. Das Hinspiel in der Max-Schmeling-Halle verlor Alba 63:84 und präsentierte sich so, als sei das Team in der Europaliga nicht konkurrenzfähig. Das änderte sich in den vergangenen zwei Monaten. Zwei weiteren Niederlagen in Bologna und gegen Treviso folgten Siege in Athen, gegen Zagreb und Pau-Orthez. Beim Tabellenführer Barcelona mussten sich die Berliner, die die Vorrunde als Sechster beendeten, vor einer Woche nach einem starken Auftritt aufgrund eines schlechten dritten Viertels geschlagen geben. Noch vor Weihnachten , in Istanbul und gegen Bologna, wird sich herausstellen, ob ein solch glanzvoller Auftritt die Ausnahme war oder wiederholbar ist – und gegen schwächere Mannschaften nicht nur Komplimente, sondern auch Punkte gesammelt werden. Um in die Zwischenrunde einzuziehen, muss Alba mindestens Gruppenfünfter werden.

Entscheidend wird sein, ob Kraft und Selbstbewusstsein reichen für die wichtigen Spiele bis Weihnachten. Vier Tage vor der Partie in Barcelona unterlag Alba in Bonn, drei Tage danach in eigener Halle gegen Köln trotz 10:0-Führung. Drei Niederlagen in drei Spitzenspielen innerhalb von acht Tagen. „Nach drei Niederlagen ist man heiß“, sagt Nationalspieler Jörg Lütcke, der wie Henrik Rödl nach überstandener Verletzung noch nicht an die alte Leistung anknüpfen kann. „Es gibt eine Regel: So lange, wie ein Mann verletzt ist, so lange braucht er zum Zurückkommen“, sagt Mutapcic. Rödl hat nach vier Wochen Pause gerade das zweite Mannschaftstraining bestritten, Lütcke nach fünfwöchigem Fehlen drei Spiele gemacht.

Beiden fehlen noch Spielpraxis und Kondition, Rödls Routine und unbändiger Einsatzwille fehlen Alba ebenso wie Lütckes Treffsicherheit. Rödl spielte nur neun, Lütcke zwölf Minuten. Nicht mangelnde Aggressivität, die Mutapcic der Mannschaft vorwirft, sieht Demirel als Ursache für die Niederlage gegen Köln, sondern mangelnde Kraft. „Köln konnte wild wechseln, wir nicht.“ Weil den einen die Kondition fehlt, der neue Spielmacher John Celestand die Kollegen sowie Lauf- und Wurfwege noch kennen lernen muss, Marko Pesic vom Niveau der Play-offs noch weit entfernt ist und Demirel zwar in Barcelona überragte, aber gegen Köln stark begann und genauso stark nachließ. Den einen Star, der das Team in Spitzenspielen zum Sieg führt, wenn die anderen schwächeln, hat Alba nicht. „Wir haben keinen Kambala, der 20 Rebounds holt, und keinen Brown, der 30 Punkte macht“, sagt Demirel. Wie schwer das wiegt, wird sich morgen weisen. Die beiden Herren spielen bei Efes Istanbul.

Helen Ruwald

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