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Berlin: Die Armee feiert – und ist gerüstet für die Verteidigung Höchste Sicherheitsstufe vor dem Reichstag

Die Polizei erwartet einzelne Störversuche

Die Generalproben vor kleinem Publikum klappten auf Schritt und Tritt. Gleich zweimal hat die Bundeswehr am Montagabend den „Großen Zapfenstreich“ vor dem Reichstagsgebäude aufgeführt – vor den Augen weniger verblüffter Touristen. Heute wird es ernst. Mit der militärischen Zeremonie finden die Feiern zum 50-jährigen Bestehen der Bundeswehr ihren Höhepunkt. 1300 Polizisten, 600 Feldjäger und mehrere hundert Beamte der Bundespolizei werden heute Abend die Zeremonie schützen. Zuvor findet auf Einladung des Bundestagspräsidenten ein Empfang im Paul-Löbe-Haus statt, zu dem unter anderem Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer erwartet wird. Am Zapfenstreich wird die gesamte Staatsspitze teilnehmen, Bundespräsident Köhler, Bundestagspräsident Thierse und Bundeskanzler Schröder; insgesamt finden knapp 5000 geladene Gäste Platz auf der Tribüne, die Soldaten in den letzten Tagen aufgebaut haben.

Im Interview mit dem Tagesspiegel verteidigte der Standortkommandant von Berlin, General Victor von Wilcken, die Form der Zeremonie: „Auch moderne Streitkräfte können nur bestehen, wenn sie sich auf Traditionen gründen. Und die Tradition des Großen Zapfenstreichs hat nichts mit der Nazizeit zu tun, sie ist wesentlich älter. Ich halte es für richtig, dass wir 50 Jahre Bundeswehr in diesem Rahmen begehen.“

Militärgegner kritisieren den Zapfenstreich als Säbelgerassel und sehen eine Verbindung zu Wehrmachts-Traditionen. Gegen die Veranstaltung ruft ein breites Bündnis linker Gruppen zu einer Demonstration auf, die um 17 Uhr am Alexanderplatz beginnen soll und bis an den Rand des Sperrgebietes (siehe Grafik) führen soll. Unterzeichnet wurde der Aufruf auch von Jusos, der Jugendorganisation der SPD. Die SPD, die mit Peter Struck noch den Verteidigungsminister stellt, hat damit kein Problem: „Das ist ja nichts Neues, die sind ja auch jedes Jahr gegen das Gelöbnis“, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Berliner SPD, Christian Gaebler. Wichtig sei, dass sich Jusos nicht an gewalttätigen Protesten beteiligen, sagte Gaebler. Im Jahr 2000 war die stellvertretende Juso-Chefin Franziska Drohsel festgenommen worden.

Auch für heute gehen Polizei und Bundeswehr davon aus, dass es Störversuche geben wird. Und zwar nicht durch die Demonstrationen, sondern von einzelnen Personen. Es wird für möglich gehalten, dass sich Störer in den Besitz von echten Einladungskarten gebracht haben und mit diesen durch die Absperrungen der Polizei gelangen. Für den Innenschutz der Zeremonie sind drei Bataillone mit 600 Feldjägern im Einsatz.

In der Nacht zu Dienstag haben Militärgegner mehrere Denkmäler und den Garnisonfriedhof in Kreuzberg mit Parolen und Farbbeuteln verunreinigt, darunter das Reiterstandbild Friedrich II. und die Standbilder der Generäle von Bülow und von Scharnhorst Unter den Linden.

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