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Berlin: Die Axt im Eis

Hacken, messen, warnen: Wie die Wasserschutzpolizei die Sicherheit der zugefrorenen Seen prüft

Daniela Radtke hat ihre Uniformmütze auf dem Blondschopf gerade gerückt. Unter der Uniformjacke trägt sie Schal und dicken Pullover. Die Polizeihauptmeisterin schwingt die Feuerwehraxt. Glitzernde Kristalle springen in die Luft. Nach sechs, sieben Schlägen sprudelt Wasser aus dem Loch in der Eisdecke des Halensees. Kollege Oliver Rasenack setzt die Messlatte an. Neun Zentimeter. „Viel zu wenig, um sich aufs Eis zu wagen“, sagt Frank Strube, der Dritte im Team vom Wasserschutz-Revier Schwanenwerder.

Jeweils 15 Beamte sind mit fünf Gerätewagen in zwölfstündigen Schichten rund um die Uhr im Einsatz, berichtet Hauptkommissar Dietmar Stein. Sie messen nicht nur die Eisstärke der verschiedenen Gewässer und melden die Werte auch an andere Behörden. Die Beamten müssen auch immer wieder Übermütige von den unsicheren Eisflächen holen. „Am Wochenende geht es richtig los", vermutet Frank Strube. Im vergangenen Winter waren selbst Familien mit Kinderwagen darunter. Viele Ausflügler seien uneinsichtig. „Dabei sollten Erwachsene Vorbild sein und ihren Kindern den Gang aufs Eis verbieten." Besonders an diesem Wochenende, wenn es wieder etwas wärmer wird.

„Noch warnen wir grundsätzlich vor dem Betreten der Gewässer", sagt Dietmar Stein. Denn auch komplett zugefrorene Seen sind trügerisch. „Wenn es an einer Stelle sicher ist, kann es um die Ecke schon ganz anders aussehen", sagt der Einsatzleiter der Wasserschutzpolizei. In der Nähe von Abwasser-Leitungen kann es zum Beispiel gefährlich werden. Ohnehin machen die Polizisten die Messwerte nicht öffentlich bekannt und geben wegen möglicher Regressansprüche grundsätzlich keine Flächen frei. Aufs Eis geht man immer auf eigene Gefahr.

Besonders gefährlich sind Flüsse, die am Ufer zufrieren, während die Fahrrinne von Eisbrechern freigehalten wird. Auch sonst ist Vorsicht geboten. Wasserlachen auf dem Eis oder gar Risse sind deutliche Warnzeichen. Schnee kann den Blick auf brüchige Stellen verwehren. Wer es nicht lassen kann, sollte kleine Gewässer mit wenigen Zuflüssen wählen und niemals alleine aufs Eis gehen. Eisläufer sollten Abstand voneinander halten, damit nicht mehrere auf einmal einbrechen können. Sicherheitshalber sollte man sich den Standort der nächsten Notfallstation mit Leiter, Stange und Rettungsring einprägen.

Dass der Dienst nicht nur aus Bootfahren im Sommer besteht, war Daniela Radtke klar, als sie bei der Wasserschutzpolizei anfing. Jetzt kennzeichnet sie das Loch im Eis vorschriftsmäßig mit einem Stock. Winterdienst macht ihr Spaß; „Man muss sich nur viel anziehen." Frank Strube friert ohnehin nicht. Er hat den orangefarbenen „Survival-Suit“ an, der ihn warm hält, wenn er einen Eingebrochenen aus dem Eisloch retten muss. Für den Notfall wird regelmäßig unter realistischen Bedingungen trainiert.

Rainer W. During

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