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Berlin: Die Bahn macht nicht mobil

In Potsdam wird wieder ein Kind allein an einem Bahnhof ausgesetzt. Der Zwölfjährige hatte eine Fahrkarte, aber seinen Schülerausweis nicht dabei.

Potsdam - „Abgekippt auf dem Bahnsteig“ habe die Schaffnerin das Kind. Sylvia Karcher, die Großmutter des zwölfjährigen Anton, ist verärgert.  Nur wegen des fehlenden Schülerausweises warf die Schaffnerin den Jungen in Potsdam Park Sanssouci aus dem Regionalzug – obwohl die Bahn das Personal zuletzt mehrfach darauf hingewiesen hatte, dass dies verboten ist. „Die Schaffnerin soll sich entschuldigen“, fordert Sylvia Karcher.

Um 7.33 Uhr war Anton am Alexanderplatz in den RE1 Richtung Brandenburg/Havel gestiegen. Kurz hinter Potsdam Hauptbahnhof kam die Schaffnerin zur Kontrolle. Neben seiner Monatskarte zeigte Anton den Anschlussfahrausweis bis Groß Kreutz vor, denn dort wollte ihn die Oma abholen. Doch die Zugbegleiterin wollte auch den Schülerausweis sehen, zeigte sich unerbittlich. Dabei sehe Anton auch wie 12 aus, „eindeutig ein Schüler“, sagt die Oma. Um 8.13 Uhr stand der Junge auf dem zu dieser Uhrzeit ansonsten menschenleeren Bahnsteig und sah seinen Zug RE 18164 wegfahren. Zum Glück, berichtet die Oma, habe Anton ein Handy dabeigehabt, um die Oma anzurufen. Die Züge dort fahren nur stündlich, also wurde Anton abgeholt.

Wiederholt war die Bahn in der Vergangenheit kritisiert worden, weil Schaffner Jugendliche oder Kinder des Zuges verwiesen hatten, da sie ihre Fahrkarte vergessen hatten. 2010 hatte eine Schaffnerin in Königs Wusterhausen abends bei klirrender Kälte eine 16-Jährige aus dem Zug gesetzt, weil das Mädchen nicht genügend Fahrgeld dabeihatte. Danach hatte sich die Bahn wieder „sehr betroffen“ gezeigt und Besserung gelobt. Schon 2008 hatte es drei ähnliche Fälle gegeben; anschließend mussten die Schaffner schriftlich bestätigen, dass sie die Dienstvorschriften kennen, Kinder und Jugendliche auf keinen Fall aus dem Zug zu weisen. Schaffner, die gegen diese Vorschriften verstoßen, werden abgemahnt, hatte die Bahn damals mitgeteilt. Ein Bahnsprecher sicherte am Montag zu, Antons Fall genau zu prüfen.

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