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Berlin: Die Berliner Polizei bietet Auslandspraktika in Europa an

"Den Funkverkehr versteht man natürlich in der ersten Woche nicht", meint die angehende Schutzpolizistin Alexandra Vieth, "aber das legt sich schnell". Auch Ulrich Behrendt hat nicht das Gefühl, "ein Klotz am Bein" gewesen zu sein.

"Den Funkverkehr versteht man natürlich in der ersten Woche nicht", meint die angehende Schutzpolizistin Alexandra Vieth, "aber das legt sich schnell". Auch Ulrich Behrendt hat nicht das Gefühl, "ein Klotz am Bein" gewesen zu sein. Vieth und Behrendt sind Studierende am Fachbereich Polizei der Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (FHVR). Mit zehn anderen Studierenden haben sie gerade acht- bis 12-wöchige Praktika bei Polizeien im Ausland absolviert: In Großbritannien, Österreich, Polen und bei Europol. Auch Frankreich, Italien oder Belgien standen schon auf dem Programm.

Insgesamt haben 20 zukünftige Polizeibeamte in diesem Jahr ein Auslandspraktikum gemacht, seit Beginn des Programms 1997 sind es insgesamt 45. Um für ein Praktikum ausgewählt zu werden, müssen alle überdurchschnittliche Leistungen vorweisen und zuvor eine Sprachprüfung ablegen. Berlin ist das einzige Bundesland, das seinem Polizeinachwuchs solche Kurse ermöglicht. Die Erfahrungen der jungen Polizisten sind unterschiedlich.

Die meisten berichteten nach ihrer Rückkehr von positiven Eindrücken, nur mit den polizeilichen Fachausdrücken haperte es anfangs. Einen Studierenden von der Schutzpolizei steckte die österreichische Gendarmerie sogar zeitweise in eine Uniform. Eine Frau indes hatte weniger Glück und wurde zu ihrem Ärger ständig von einer Dienststelle zur anderen gereicht. Dagegen hat es Katharina Tomalla auf der Dienststelle im polnischen Szczecin (Stettin) gut getroffen. Für die Dauer ihres Aufenthaltes hat dort ein Beamter seinen Platz geräumt. Den Informationsaustausch zwischen deutschen Landeskriminalämtern und der polnischen Seite wickelte dann die polnisch sprechende Katharina Tomalla ab. Einige Tage sogar selbstständig. Für ihre Erfahrungen interessiert sich bereits das Berliner Landeskriminalamt.

In der Berliner Polizeibehörde sind die Auslandspraktika des Nachwuchses nicht unumstritten. Von "Ausbildungstourismus" ist die Rede; man solle erst einmal die eigene Polizei kennenlernen, bevor es ins Ausland gehe. Solche Vorwürfe treffen die zurück gekehrten Polizeistudierenden.

Alle haben für ihren Blick über den Berliner Tellerrand persönliche Nachteile in Kauf genommen. Die beginnen schon damit, dass der Aufenthalt selbst bezahlt werden muss. Nach der Rückkehr beginnt dann das Büffeln. Zwar wird das Praktikum angerechnet, doch die Ausbildung hier ist weiter gelaufen und muss nachgeholt werden.

Otto Diederichs

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