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Berlin: Die Bettenschlacht

Wo ein großes Matratzengeschäft aufmacht, eröffnet die Konkurrenz gleich gegenüber. Der Kunde kann sich freuen

Sie häufen sich, als ob ganz Berlin in Schlafsucht ausgebrochen wäre. Matratzengeschäfte schießen aus dem Boden wie anderswo Pilze. Mit knallroten und blauen Farben und Riesenplakaten, auf denen grundsätzlich ein Preisknüller angekündigt wird. Jan Holzweißig vom Gesamtverband des Einzelhandels in Berlin schätzt die Zahl der Geschäfte auf 200. „Vor vier Jahren hat der Trend zu Neueröffnungen begonnen.“

Dabei gibt jeder Berliner für Bettwaren gerade mal 60 Euro pro Jahr aus. Aber der Discount-Boom ist scheinbar ungebrochen. Wolfgang Sobierlla, Bezirksleiter für die Firma Concorde-Matratzen in Berlin, ist optimistisch: „Wir expandieren.“

Er möchte pro Jahr mehrere Filialen in Berlin und Umgebung eröffnen, und das für „unbegrenzte Zeit“. 27 Filialen hat das Unternehmen in Berlin und Umgebung bereits. Wird ein Ladenplatz im Kreuzungsbereich frei, schlägt er zu und mietet seine Firma ein. „Der Markt ist hart umkämpft, aber es gibt noch etwas zu holen.“ Mitkonkurrenten sind Real Matratzen mit etwa 15 Standorten, Bettina mit 12 Filialen und Matratzen und Betten, kurz M&B, mit 32 Niederlassungen im Bereich Berlin. „Die Möbelgeschäfte haben vermutlich Absatz verloren“, meint Anja Schoetzau, Geschäftsführerin von Matratzen und Betten.

Die Großunternehmen liefern sich regelrechte Schlachten um Standorte und Kundschaft. „Bisher war es so, dass wir uns in einer Straße einmieteten, und dann spätestens nach vier Wochen die Konkurrenz gegenüber aufmachte,“ erzählt Anja Schoetzau. Auf Werbung wird meist verzichtet, denn die Geschäfte sehen sich mit den schrillen Markenfarben zum Verwechseln ähnlich. Dafür wird aggressive Preispolitik betrieben. Und manchmal geht es sogar nicht mit rechten Dingen zu. Kündigt ein Geschäft etwa einen „Räumungsverkauf“ an, obwohl es nicht sein Gewerbe aufgibt, ist das illegal. Solche Praktiken seien, so Jan Holzweißig, in der Teppich- und Matratzenbranche nicht unüblich. Das kostet das Geschäft dann etwa 200 Euro bei der ersten und zwischen 3000 und 5000 Euro bei der zweiten Mahnung. Anja Schoetzau glaubt nicht, dass solche Praktiken gebräuchlich sind. „Da passen die Konkurrenten untereinander zu sehr auf.“

Der Gewinner des Matratzen-Wettstreits könnte der Kunde sein. Jan Holzweißig findet es schade, dass der Verbraucher nur nach dem Preis geht. „Man sollte auch an die Beratung denken.“

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