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Berlin: Die Bewag lenkt ein

Berliner Stromversorger verzichtet auf einjährige Kündigungsfrist bei Wechsel zu PrivatlieferantenJan-Martin Wiarda Die Bewag will sich gegenüber den 1600 Kunden des Stromlieferanten Zeus nun doch kulant verhalten. Wie ein Sprecher gestern dem Tagesspiegel mitteilte, wird der Berliner Stromversorger darauf verzichten, seinen alten Kunden wie bei Neuverträgen eine 12-monatige Kündigungsfrist zu setzen.

Berliner Stromversorger verzichtet auf einjährige Kündigungsfrist bei Wechsel zu PrivatlieferantenJan-Martin Wiarda

Die Bewag will sich gegenüber den 1600 Kunden des Stromlieferanten Zeus nun doch kulant verhalten. Wie ein Sprecher gestern dem Tagesspiegel mitteilte, wird der Berliner Stromversorger darauf verzichten, seinen alten Kunden wie bei Neuverträgen eine 12-monatige Kündigungsfrist zu setzen. Gleichzeitig bestätigten sowohl die Bewag als auch das Hamburger Unternehmen Zeus, dass am Montag direkte Gespräche mit dem Ziel einer Einigung stattfinden sollen.

Die Auseinandersetzung zwischen beiden Anbietern verursacht seit Tagen Irritationen. Wie berichtet, hatte die Bewag zum 29. Februar wieder offiziell die Belieferung ihrer ehemaligen Kunden übernommen, nachdem sie sich mit Zeus nicht über die Konditionen eines Liefervertrags ("Beistellung") hatte einigen können. Da aus technischen Gründen eine direkte Berliner Stromdurchleitung durch andere Anbieter bislang nur in geringem Umfang möglich ist, müssen Konkurrenten bei der Bewag Stromkontingente aufkaufen. Die dafür verlangte Bürgschaft in Höhe von 500 000 Mark hatte Zeus nicht akzeptieren wollen. Zwischenzeitlich hat die Bewag ihre Forderung auf 250 000 Mark halbiert, doch Zeus hält sich weiter bedeckt: "Es kann nicht sein, dass private Anbieter von ehemaligen Monopolisten durch überzogene Beistellungskosten ausgebremst werden", sagt Zeus-Sprecher Ingo Tibursky.

Bei der Bewag heißt es hingegen, man habe eine Bonitätsprüfung durchgeführt und festgestellt, dass eine Sicherheitsleistung unabdingbar sei. "Bei Anbietern, die am Markt eingeführt sind, kann man darauf durchaus verzichten. Aber bei Zeus doch nicht." Zeus zählt zu denjenigen Unternehmen, die selber keinen Strom produzieren. Mit Bürgschaften schützen sich die Erzeuger vor der Lieferung von Energie vor wirtschaftlichem Schaden.

Fraglich ist, was mit den von Zeus geworbenen Kunden geschehen soll. Der Hamburger Stromversorger HEW hatte Zeus vorgeworfen, auch dort keinen Strom geliefert zu haben. Zeus dementierte dies, und auch die HEW widerrief inzwischen ihre Angaben. "Wir liefern in Hamburg und werden auch in Berlin liefern", sagte Sprecher Tibursky. Das Unternehmen beharrt daher auf der Rechtsgültigkeit der, wie es sagt, abgeschlossenen Verträge.

Die Verbraucherzentrale Berlin rät dennoch, Zeus eine Frist von 14 Tagen zur Vertragserfüllung zu stellen. Nähmen die Hamburger die Versorgung dennoch nicht auf, sei der Vertrag hinfällig und die bezahlten Beträge könnten bedenkenlos zurückgebucht werden: "Diese Strategie ist juristisch abgesichert." Die Bewag geht bereits davon aus, dass die 1600 Abnehmer wieder zu ihrem Kundenkreis zählen. Allerdings hat das Unternehmen seine Linie in kurzer Zeit geändert. Mit der Pflichtversorgung, hieß es noch am Morgen, sei ein Neuvertrag zustande gekommen mit mindestens 12-monatiger Laufzeit. Am Nachmittag teilte die Bewag dann aber mit, dass sie aus Kulanz auf die 12-Monats-Frist verzichten wolle: "Wir können die Kunden nicht zwingen, bei uns zu bleiben." Zahlreiche Kunden hatten sich zuvor bei dem Unternehmen beschwert.

Laut Konzernsprecher Siegfried Knopf ist Zeus das einzige Unternehmen, mit dem die Bewag sich in Sachen Beistellung nicht habe einigen können. Dabei haben sich nach jüngsten Angaben bereits 40 000 ihrer Kunden für einen anderen Stromversorger entschieden. Auch den Beobachtungen der Verbraucherzentrale zufolge läuft in Berlin der Wechsel von Kunden zu einem neuen Stromversorger in der Regel absolut reibungslos.

Allerdings scheint sich der Konflikt um die Lieferkonditionen zwischenzeitlich zu entspannen, nachdem die Bewag noch vor ein paar Tagen juristische Schritte gegen Zeus angekündigt hatte und ein Vertragsabschluss in weiter Ferne lag. Am Montag reisen die Zeus-Vorstände Cersten Klatt-Lauterbach und Ralph Piller zum Krisengespräch nach Berlin. Zeus-Sprecher Tibursky gibt sich optimistisch: "Dann ist die Sache vom Tisch." Doch bei der Bewag ist man zurückhaltend: "Laut Zeus war schon oft alles klar."

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