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Berlin: Die Bretter, die das Geld bedeuten

Maik Klokow ist Deutschlands Musical-König – gerade baut er das Theater des Westens um

Das soll die Bühne sein? Hier gähnt nur ein riesiges Loch. „Am nächsten Wochenende können hier die Proben beginnen“, sagt Maik Klokow keck. Er ist Geschäftsführer der Stage Holding aus Hamburg, die das Theater des Westens übernommen hat und gerade das Innenleben des Hauses im Blitztempo modernisiert – ab 26. September soll hier „Les Misérables“ aufgeführt werden. Am Mittwoch schleuste Klokow ein paar Dutzend Medienvertreter durch die riesige Baustelle. Es musste schnell gehen – schließlich will Klokow die Bauarbeiten nicht behindern.

Der 38-Jährige steht seit der Gründung vor drei Jahren an der Spitze der Stage Holding, die acht große Musical-Häuser in Deutschland betreibt, allein drei davon in Hamburg. In Berlin gelang Klokow, woran die Stella AG scheiterte: mit dem Theater am Potsdamer Platz schwarze Zahlen zu schreiben . Das soll nun auch im Theater des Westens in der Kantstraße gelingen. Auf die Frage, ob er sich als der Retter des Musicals in Deutschland sieht, hat Klokow einmal mit Ja geantwortet. Auch als die Bambi-Verleihung von Berlin nach Hamburg wanderte, hatte er seine Hände im Spiel.

Anders als die riesige Plane, die das Haus umhüllt, vermuten lässt, finden die Arbeiten nur im Inneren statt. Die Plane dient als Werbung. Drinnen wird es am hinteren Ende des Hauses nach den Arbeiten erstmals eine Probebühne geben und eine große Kantine. Im Zuschauerraum soll in Zukunft wie in allen Häusern der Stage Holding die Farbe Rot dominieren. Auch an der Decke – damit wird auch ein Deckengemälde überstrichen, das erst 1984 restauriert worden war. Es völlig zu entfernen, ließ der Denkmalschutz nicht zu.

Die bisherigen 1400 Plätze reichen dem Management nicht, 270 weitere Sitze wurden deshalb dem Parkett abgerungen, dort wurde zum Beispiel das Mischpult nach hinten verschoben. Der edle klassizistische Charakter des Hauses wird erhalten bleiben. Die teuren Kassettendecken im Foyer wurden aufwändig gereinigt, Marmor an Säulen freigelegt. Dicke Teppiche kommen noch, gerade wird in den Rängen die rote Mustertapete verklebt, die eigens aus Belgien eingeführt worden ist.

Während des Umbaus erlebten die Planer immer wieder unangenehme Überraschungen. Tausende Meter unidentifizierbarer Kabel, zugemauerte Räume, von denen niemand gewusst hatte. Die Lüftung musste ausgewechselt werden (Klokow: „eine Katastrophe“), die Tonanlage ebenfalls („Schrott“). 10 Millionen Euro steckt die Stage Holding in die gesamten Arbeiten.

Das müsse freilich nicht alles mit „Les Misérables“ eingespielt werden, erläuterte Klokow. Der Mietvertrag für das Haus sei auf 20 Jahre angelegt. Was ihn nicht davon abhält, das Erfolgsstück bei jeder Gelegenheit anzupreisen: tolle Technik, Musik, Gruppengefühl, das Thema Gerechtigkeit, kurz: „Das beste Musical-Theater der Welt!“. Der Vorverkauf läuft seit zweieinhalb Monaten, rund 15 000 Karten sind bislang verkauft.

Nach dem französischen Erfolgsmusical könnte Klokow sich in der Kantstraße das Scorpions-Werk „Winds of Change“ oder eine Adaption des Broadway-Erfolgs „The Producers“ vorstellen – aber nicht vor Ende nächsten Jahres. Erst mal muss aus der Großbaustelle ein Theater werden, das ein „Wohlfühlgefühl“ vermittelt, wie Klokow es ausdrückt. Dafür sind 165 Bauarbeiter im Einsatz, in mehreren Schichten arbeiten sie rund um die Uhr. Aber wo werden Bauarbeiten schon pünktlich fertig? Maik Klokow gibt sich ungerührt, hat keinen Plan in der Hinterhand, wo die Schauspieler mit den Proben beginnen könnten, falls die Bühne nächstes Wochenende noch nicht fertig sein sollte. Klokow ist sicher, dass nichts passiert: „Ich habe in den vergangenen 17 Jahren schon 20 Theater umgebaut. Und nie ist etwas schief gegangen.“

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