zum Hauptinhalt

Berlin: Die BSR spart – und die Müllmänner schleppen doppelt Stadtreinigung reduzierte Personal von 10 000 auf 6200 Mitarbeiter

„Fleiß am Stiel“ stand auf den Werbeplakaten der Berliner Stadtreinigung. Darunter ein Müllmann, der mit sechs Händen gleichzeitig schippt, fegt und den Mülleimer leert.

„Fleiß am Stiel“ stand auf den Werbeplakaten der Berliner Stadtreinigung. Darunter ein Müllmann, der mit sechs Händen gleichzeitig schippt, fegt und den Mülleimer leert. Vielleicht muss ein Berliner Müllmann tatsächlich bald mehr als zwei Hände haben. Denn in den vergangenen sieben Jahren hat sich ihre Arbeit verdoppelt. Die Berliner machen zwar nicht mehr Dreck, aber die Zahl der Männer in Orange wurde drastisch reduziert. 1995 hatte die BSR noch 10000 Mitarbeiter, heute sind es 6200. Ende nächsten Jahres sollen es nur noch 5800 Mitarbeiter sein.

Der Hintergrund: 1995 hat BSR mit internen Umstrukturierungen begonnen, um billiger zu arbeiten. Der vorerst letzte Schritt war vor zwei Jahren die Vereinbarung mit dem Senat, bis Ende 2003 rund 87 Millionen Euro einzusparen und die Zahl der Mitarbeiter auf 5800 zu reduzieren. Außerdem wurde festgesetzt, dass die Sparmaßnahmen den Berlinern zugute kommen: Letztes Jahr ist die Müllentsorgung um 5,6 Prozent billiger geworden, nächstes Jahr sollen die Tarife nochmals um 4,4 Prozent sinken. Das soll die Haushalte um 25 Millionen Euro entlasten.

Der Kündigungsschutz verbietet betriebsbedingte Kündigungen, sagt Wolfgang Benrath, der Vorsitzende des Gesamtpersonalrats. Die Mitarbeiter würden umgeschult oder gehen in Ruhestand. Wer übrig bleibt, muss mehr schleppen. Die Leistung der Müllmänner wird in Behältern gemessen, die sie pro Woche leeren. 1995 musste ein BSRler 882240-Liter-Tonnen pro Woche „ziehen“, wie es im BSR-Jargon heißt. Heute sind es 1151. „Die Grenze des Machbaren ist erreicht“, sagt Benrath. „Die Arbeitszeit wird voll ausgeschöpft“, sagt BSR-Sprecherin Sabine Thümler. Dass mittags um zwölf irgendwo Müllautos parken und auf den offiziellen Feierabend um ein Uhr warten, das gebe es nicht mehr.

Außerdem seien die Männer neu aufgeteilt worden. Früher sei man mal in diesem Bezirk gefahren, mal in jenem, die einen hätten nur die Mülltonnen der Privathaushalte geleert, die anderen nur die Papierkörbe in den Parks. Heute arbeite man in Teams, die für ein bestimmtes Revier zuständig sind. Dort erledigen sie dann alles, vom Straßenfegen bis zum Papierkorb. „Die Männer kennen sich in ihrem Viertel viel besser aus, wissen wann welches Café öffnet und fühlen sich verantwortlich“, sagt Thümler. Auch in der BSR-Verwaltung hat sich etwas getan: Statt „führen nach Anwesenheit“ sei jetzt „führen nach Aufgaben“ angesagt. clk

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false