zum Hauptinhalt

Berlin: Die BVG beantwortet Beschwerden jetzt mit Schweigen

Keine Stellungnahmen mehr zu rüden Fahrschein-Kontrolleuren

Durch Schweigen versucht die BVG jetzt, die Diskussion über zum Teil rüde Methoden bei Fahrscheinkontrollen zu beenden. „Dazu äußern wir uns nicht mehr“, sagte gestern BVG-Sprecher Wolfgang Göbel. Auch die in die Kritik geratenen privaten Firmen, die im Auftrag der BVG Kontrollen vornehmen, haben einen Maulkorb erhalten. BVG-Chef Andreas Graf von Arnim hatte den Vorwurf, sein Unternehmen schiebe bei den Kontrollen die Verantwortung an die privaten Firmen ab, zuvor zurückgewiesen. Jeder Beschwerde werde nachgegangen, bei Verstößen gebe es Konsequenzen. An ihren Verträgen mit den Privaten will die BVG aber festhalten. Christfried Tschepe vom Fahrgastverband IGEB fordert dagegen, dass die Kontrollen nur durch BVG-Mitarbeiter erfolgen sollten. Durch eine entsprechende Kulanz sei sogar ein Imagegewinn für die BVG möglich.

Auf die Zusammenarbeit mit den privaten Unternehmen ist die BVG jedoch derzeit angewiesen. Sie hat von ihrem Aufsichtsrat die Vorgabe bekommen, die Kontrollen zu intensivieren. Eigene Mitarbeiter, die nach den Fahrscheinen fragen sollen, hat die BVG aber nicht in der dafür erforderlichen Zahl. Sie will zwar in der Verwaltung drastisch Stellen streichen, doch freiwillig wechselt kaum ein Mitarbeiter in den Kontrolldienst.

Klagen gebe es nicht nur über rabiate Kontrolleure, sagte von Arnim, als die BVG noch etwas sagte. Mindestens einmal pro Tag werde auch ein Kontrolleur von ertappten Schwarzfahrern attackiert und nicht selten dabei verletzt. In einem extremen Fall wurde ein Kontrolleur sogar niedergestochen.

Die BVG macht auch weiter keine Angaben zur Vertragsgestaltung mit den privaten Firmen. Bekannt ist, dass diese eine Art „Erfolgsprämie“ erhalten, wenn sie die Zahl der festgestellten Schwarzfahrer steigern. Bisher gab es pro Jahr etwa 350 000 „Feststellungen“. Die Zahl soll nun auf 500 000 gesteigert werden. Welche Vorgaben die Firmen ihren Mitarbeitern machen, um diese Vorgaben zu erreichen, interessiert die BVG offiziell nicht.

Dem Vernehmen nach gibt es einen Bonus, wenn eine bestimmte Zahl von Schwarzfahrern am Tag erwischt worden ist. Umgekehrt soll es Druck auf Mitarbeiter geben, wenn sie die Vorgaben nicht erfüllen. Die Privaten waren von Anfang an bei den Kontrollen erfolgreicher als die BVG-Kollegen. Diese sind in ihrer Dienstkleidung allerdings auch schon von weitem zu erkennen. Kontrolleure der privaten Unternehmen erscheinen auch in „Räuberzivil“, so dass mancher Fahrgast daran zweifelt, ob er überhaupt einen Kontrolleur vor sich hat. Gelegentlich soll es sogar schon falsche Kontrolleure geben, die versuchen, bei Fahrgästen abzukassieren. Die echten „Kontrollettis“ müssen stets einen Ausweis vorweisen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false