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Berlin: Die Carmen von Neukölln

Ein junges Ensemble interpretiert die Bizet-Oper neu

Ein Stier treibt sein Unwesen in Berlin. Überall dort, wo Opernfreunde auf Einlass warten, wurde er schon gesichtet. Dass seine Auftritte keine Panik auslösen, liegt daran, dass dieser Stier nur ein Papptier ist. Nicht von Pappe dagegen ist die Inszenierung, für die er wirbt: George Bizets Carmen. Im Neuköllner Saalbau in der KarlMarx-Straße zeigt ein junges Ensemble unter Regie der 25-jährigen Nelly Danker eine radikal von allem Folklore-Kitsch befreite Fassung des Opernhits. Aufgepeppt mit rotem Tüll und viel Olé avancierte das einstige Skandalstück zu einer der meist aufgeführten Opern der Welt. Die Berliner Carmen spielt jedoch im heutigen Neukölln unter Kleinkriminellen und Prostituierten. Kinga Dobays Carmen ist keine Femme fatale im Flamenco-Fummel, sondern eine selbstbewusste Arbeiterin, die weiß, was (und wen) sie will. Dem Stier allerdings bekamen die rauen Sitten der engagierten Truppe schlecht: Vor jugendlichem Elan trat Don José Yun Hwan Cho bei der Premiere so fest gegen die provozierend dargebotene Männlichkeit des Pappkameraden, dass er ihn jeglicher Potenz beraubte. Nun wird für alle Fälle Ersatz bereitgehalten. jub

Weitere Aufführungen am 13. und 15. November um 19.30 Uhr und am 16. November um 16 Uhr, Karten unter 6893779 .

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