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Berlin: Die Ehrung in Plötzensee mit neun Kränzen geprobt Heute wird in der Gedenkstätte des Hitler-Attentats gedacht

DAS ÖFFENTLICHE GELÖBNIS AM BENDLERBLOCK Die heiße Sonne treibt die Besucher an die bedrückendste Stelle der Gedenkstätte Plötzensee. In dem verbliebenen Teil des ehemaligen Hinrichtungs-Schuppens ist es kühl.

DAS ÖFFENTLICHE GELÖBNIS AM BENDLERBLOCK

Die heiße Sonne treibt die Besucher an die bedrückendste Stelle der Gedenkstätte Plötzensee. In dem verbliebenen Teil des ehemaligen Hinrichtungs-Schuppens ist es kühl. Am Ende des kargen Raums, hinter einer roten Kordel, hängt der Stahlträger unter dem Holzgebälk. Der Anblick der fünf Haken an dem Träger lässt die Besucher schaudern. „Die Fleischerhaken“, sagt ein Tourist aus Florenz. „Die haben es zu trauriger Berühmtheit gebracht.“ Der Italiener ist Hobby-Historiker und interessiert sich besonders für die Nazi-Zeit. Warum kann er nicht sagen. Sicher nicht aus Sympathie mit den Nazis.

Anlässlich des 59. Jahrestages des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 will der amtierende Bürgermeister Harald Wolf (PDS) am heutigen Sonntag in Vertretung von Klaus Wowereit die Frauen und Männer würdigen, die für ihren Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur „mit ihrem Leben bezahlen mussten“. Neben den 89 Verschwörern ehrt Wolf die ermordeten Zwangsarbeiter aus anderen europäischen Ländern. Am Beispiel von Robert Havemann will Wolf auch an die Widerstandsbewegung gegen die DDR-Diktatur erinnern. „Ihr Widerstand gegen Diktatur und Unterdrückung war mit großen Opfern verbunden“, erklärte Wolf bereits am Samstag. „Aber er war nicht umsonst. Ohne den Einsatz dieser tapferen Männer und Frauen wäre das Zusammenleben der Völker Europas in Frieden und Freiheit nicht möglich gewesen.“ Die Feierlichkeiten beginnen heute um 15.30 Uhr.

Die Gedenkstätte ist vorbereitet. Bereits Samstagvormittag üben Soldaten mit neun Übungskränzen für den großen Auftritt. Im Nebenraum informieren Schautafeln über die Hinrichtungen im Gefängnis Plötzensee. Über einen Computer können die Besucher im Totenbuch der Hinrichtungsstätte blättern. Bis 1933 vollstreckten Henker 36 Todesurteile gegen Mörder und Sprengstoffverbrecher, liest man da. Mit Beginn der Nazi-Herrschaft stieg die Zahl der Hinrichtungen sprunghaft an. Insgesamt sind es 2891 Menschen, die zwischen 1933 und 1945 teils mit einer Guillotine getötet wurden. Zwischen 8. August 1944 und 9. April 1945 ließ der „Volksgerichtshof“ 89 Menschen am Galgen ermorden, die er zum Widerstandskreis um Graf Stauffenberg zählte.

Bei den Putschversuchen des 20. Juli sei es nicht um Macht gegangen, sagt Harald Wolf. „Es war allein die Macht des Gewissens, die sie zu jener Tat trieb.“ Sie seien das moralische Fundament eines Staates geworden, das die „Würde des Menschen zum Bezugspunkt allen staatlichen Handels macht.“ Es sei deshalb richtig, auch nach knapp 60 Jahren an den 20. Juli zu erinnern. Das Vermächtnis der Opfer „auch an kommende Generationen weiterzugeben, ist unser aller Pflicht.“

Till Schröder

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