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Berlin: Die eigene Tochter entführt Türkischer Vater wollte Kind offenbar außer Landes bringen

Von Kerstin Gehrke In einem Gerichtssaal entschloss er sich zur Tat. Weil er seinen Willen nicht durchsetzen konnte, weil der Familienrichter deutliche Worte gefunden und der Mutter das Sorgerecht zugesprochen hatte.

Von Kerstin Gehrke

In einem Gerichtssaal entschloss er sich zur Tat. Weil er seinen Willen nicht durchsetzen konnte, weil der Familienrichter deutliche Worte gefunden und der Mutter das Sorgerecht zugesprochen hatte. „Wenn Sie mir meine Tochter nicht geben, hole ich sie mir mit Gewalt“, rief der Vater. Vor vier Monaten, kurz nach der Verhandlung, entführte Selcuk P. seine knapp zwei Jahre alte Tochter wirklich. Seit gestern muss sich der 32-jährige Türke vorm Landgericht verantworten.

Die kleine Gizem lebte nur wenige Monate bei ihrer Mutter in Neukölln. Es gab Drogenprobleme. Bei beiden Eltern. Und es gab viel Streit. Die völlig überforderte Mutter flüchtete ins Frauenhaus, begab sich in Therapie und bat um Hilfe bei der Betreuung des Kindes. Deshalb kam Gizem im März 2001 zu einer Pflegefamilie nach Lichtenberg. Der Vater kannte seine Tochter kaum. Es habe zwei oder drei Begegnungen gegeben, sagte der Angeklagte. „Aber es ging mir einfach nicht in den Kopf, warum die Frau das Kind haben sollte, obwohl sie auch drogenabhängig war.“ Am 30. Mai fuhr er zu seiner Tochter. Da hatte das Familiengericht gerade verfügt: „Solange der Vater zu Aggression und Gewalt neigt, darf der Kontakt nicht stattfinden.“ Selcuk P. stürmte in die Wohnung der Pflegefamilie. In einem Zimmer sah er ein Kind. Es stand im Bettchen und sah ihn erstaunt an. Er war sich nicht sicher, ob es Gizem war. „Aber es war kein anderes Kind da, und an den Augen habe ich meine Tochter dann erkannt.“ Mit Gizem auf dem Arm rannte er vors Haus, zerrte einen Mann aus dessen Fahrzeug und flüchtete damit. Die Polizei war ihm schon wenig später auf den Fersen. Selcuk P. lief dann mit dem Kind in einen Park, wo er überwältig wurde. Er soll gedroht haben: „Lasst mich los, sonst breche ich dem Kind das Genick.“ Er wollte seinem Kind nichts tun, beteuerte der Mann – inzwischen clean – vor Gericht. Früher habe er als Anhänger einer mystisch orientierten Strömung im Islam durch Drogen Gottesnähe gesucht. Ihm wird vorgeworfen, seine Tochter in die Türkei oder nach Saudi Arabien gebracht haben zu wollen.

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