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Berlin: Die ersten achtzig Jahre

Geburtstagsempfang für Michael Blumenthal mit den Spitzen aus Politik und Gesellschaft

Nein, die Ostsee bei Heringsdorf, dem alten Berliner Ferienort – wie manche vermuteten – ist es nicht, an der der Junge steht, der das Cover des Buches zu Ehren Michael Blumenthals Geburtstag schmückt. Es zeigt den 13-Jährigen schon an Bord des Schiffs auf dem Weg nach Schanghai, in die Emigration. Die Biografie dieses deutschen Juden aus Berlin, der zum Amerikaner wurde, ist nun einmal gebrochen. Aber ein Beispiel für ein erfolgreiches, gelungenes Leben ist sie doch: Blumenthal wurde Professor, Manager, amerikanischer Finanzminister, Botschafter – und schließlich Gründer des Jüdischen Museums. Vor allem deshalb wurde er zwei Wochen nach seinem Geburtstag Anfang Januar in Berlin gefeiert: Am Mittwoch lud der Regierende Bürgermeister ein, dann die Belegschaft des Museums, am Donnerstag der Freundes- und Förderkreis des Hauses.

Dass da ein Mann von bedeutendem Format gefeiert wurde, war schon an dem Aufgebot der Redner zu erkennen – und an den Reden, die sie hielten. Bundeskanzlerin Angela Merkel machte den Anfang – mit klugen Worten über die Verflochtenheit des Dramas des deutsch-jüdischen Verhältnisses, zumal des Holocaust mit Blumenthals Leistung, dem Museum. Dann Christina Weiss, die frühere Kulturstaatsministerin: Sie hob Blumenthals „Vernunftmut“ – ein Wort Rahel Varnhagens – hervor. Dann Ex-Innenminister Otto Schily, der ihm die „menschliche Größe“ bescheinigte, sich trotz seines Schicksals wieder auf Deutschland eingelassen zu haben. Dann Wolf Lepenies: sehr witzig über Princeton, die Universitätsstadt, in der Blumenthal lebt. Das alles locker moderiert von Michael Naumann, dem Vorsitzenden des Freundeskreises.

Dennoch: die bewegendste Rede war die, mit der Blumenthal dankte. Einerseits weil dieser chevalereske alte Herr die Anerkennung für das Museum mit einem fast eleganten Return zurückgab: Der Weg von der Gründungsidee, die in Berlin geboren wurde, bis zum Gelingen sei, alles in allem, eben doch eine deutsche Erfolgsgeschichte. Andererseits stellte er den Zuhörern die Entwicklung der Bundesrepublik zu einer starken, liberalen Demokratie als Erfahrung seiner zweiten Lebenshälfte vor Augen: Deshalb sei ihm Deutschland, das er vor 67 Jahren verlassen musste, „wieder ans Herz gewachsen“. Was alles mündete in ein eindrückliches Plädoyer für die transatlantischen Beziehungen: Denn Deutschland braucht die USA – und umgekehrt.

Das Buch, das Blumenthal am Ende der Gratulationen übergeben wurde, heißt liebevoll augenzwinkernd, „Die ersten achtzig Jahre“. Zusammengestellt haben es Cilly Kugelmann und Beate Kosmala für den Freundeskreis und das Museum. Es ist ein schönes Buch, voller Geschichten, Anekdoten und Erinnerungen. Nicht zuletzt erfährt man authentisch von Wolfgang Benz, wie es dazu kam, dass Blumenthal sich für das Museumsprojekt interessieren ließ. Das Buch versammelt Verwandte, Mitstreiter und Wegbereiter – Blumenthals Schwester Stefanie ebenso wie Helmut Schmidt, Klaus Harpprecht, Peter Raue und Antje Vollmer. Seine Autoren hätten vermutlich nichts dagegen, als Blumenthal-Fan-Club vereinnahmt zu werden, so wie das Otto Schily mit den Gästen des Abends tat, zu denen auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und der neue Kulturstaatsminister Neumann gehörten. Rdh.

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