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Berlin: Die Fahrer alter Schätzchen trifft es härter - Wie verkraftet man die jüngste Erhöhung?

Preise von zwei Mark und mehr für den Liter Benzin - droht den Autofahrern der Bankrott? Pauschal lässt sich das so nicht sagen.

Preise von zwei Mark und mehr für den Liter Benzin - droht den Autofahrern der Bankrott? Pauschal lässt sich das so nicht sagen. Einkommensschwache mit einem durstigen, alten Auto, die täglich vom Umland nach Berlin pendeln müssen, knabbern härter daran als gut verdienende Citybewohner mit sparsamen Kleinwagen.

Ohnehin ist der Spritpreis in den vergangenen zehn Jahren steil nach oben gegangen. Um gut 52 Prozent teurer als 1990 war der Liter Super noch vor einigen Tagen, jetzt, nach dem erneuten Anstieg, muss man knapp 70 Prozent mehr als nach der Wende dafür berappen. Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten seit damals nur um 25,3 Prozent gestiegen. Dafür aber auch der Lohn von Arbeitern (32,3 Prozent) und Angestellten (in der Wirtschaft 39,1 Prozent). Wie schwer der Einzelne unter den Preisanstiegen seit 1990 und unter den jüngsten Erhöhungen zu leiden hat, hängt vom Einkommen, von den Fahrtwegen und nicht zuletzt vom Autotyp ab. Einige Beispiele

In den vergangenen Jahren ganz gut weggekommen ist ein von uns befragter Dieselwagen-Fahrer, und das, obwohl er als Pendler zwischen seinem Zuhause im Speckgürtel in die Innenstadt und zurück täglich mindestens 50 Kilometer zurücklegt. Etwa 90 Mark hinterließ der 48-jährige Pharmazeut Anfang der neunziger Jahre jeden Monat am Tankstellentresen, allein um zur Arbeit zu kommen. Bis vor kurzem waren es rund 130 Mark. Die neuerliche Preiserhöhung um einige Pfennige trifft ihn auch, aber nicht so hart wie Benzinkunden.

"Der Zeitfaktor und die Bequemlichkeit", seien für ihn Gründe, Auto zu fahren, sagt der Pharmazeut. Mit der Regionalbahn wäre er bis vor kurzem von seinem Heim im Speckgürtel zur Arbeit noch eineinviertel Stunden unterwegs gewesen. Mit dem Auto sind es 50 Minuten. Nun erwäge er, auf die Bahn umzusteigen. Allerdings nicht wegen des steigenden Preises, sondern wegen einer Fahrplanänderung: Künftig wird der Zug nur noch 45 Minuten brauchen.

Den jüngsten Preisruck deutlich zu spüren bekommt der Fahrer eines 200 Mercedes CLK Cabrio. Das Auto ist durstig: Der Verbrauch liegt bei zwölf Litern pro 100 Kilometer - Super. 400 Mark pro Monat habe er ausgegeben, als der Liter noch 1,80 Mark kostete, sagt unser Mann, ein EDV-Spezialist. Etwa genauso viel habe ihn vor zehn Jahren sein alter 280er gekostet. Der verschlang zwar bis zu 17 Liter auf 100 Kilometer - damals war Benzin aber noch billiger. Seit dem jüngsten Preisruck kämen 450 Mark Spritkosten auf ihn zu. "Ein bisschen drastisch" sei das, aber nicht ruinös. Ein billigerer Wagen komme nicht in Frage.

Kleine Wagen, kleine Preissprünge. Der von uns interviewte Fahrer von Kleinwagen hatte 1990 mit seinem 60-PS-Golf rund 100 Mark Benzinkosten pro Monat. Heute fährt er einen sparsamen Kia Pride und zahlte bis vor kurzem rund 130 Mark pro Monat. Nachdem die Ölkonzerne jetzt an der Preisschraube gedreht haben, werden es etwa 150 Mark sein. Finanziell ist das für ihn aber noch zu verkraften. TOBIAS ARBINGERMehr zum Thema

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