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Berlin: Die Familie schweigt

Eltern verweigern Aussage im Mordprozess Sürücü

Das Wort hatte die Familie Sürücü – doch es wurde ein kurzer Vormittag im Kriminalgericht Moabit. Die Eltern der getöteten Hatun Sürücü und zwei ihrer Schwestern haben sich gestern beim Prozess im wahrsten Sinne des Wortes die Klinke in die Hand gegeben. „Ich möchte keine Aussage machen“, ließ zuerst Hanim Sürücü, die Mutter der Getöteten, den Dolmetscher übersetzen. Und genauso hielten es anschließend ihr Mann Karem Sürücü (64) sowie ihre beiden Töchter Songül (16) und Arzu (22).

Die DeutschTürkin Hatun Sürücü war im Februar in Tempelhof erschossen worden. Der Staatsanwalt glaubt, dass die drei angeklagten Brüder die 23-Jährige töteten, weil sie ihren Lebensstil als „Kränkung der Familienehre empfanden“. Beim Prozessauftakt hatte der 19-jährige Ayhan Sürücü die Schuld allein auf sich genommen, seine beiden älteren Brüder bestreiten die Vorwürfe.

Der Vater Karem Sürücü ist 64, Hilfsarbeiter und lebt seit fast 30 Jahren in Berlin – deutsch spricht er kaum. Er hat stets bestritten, dass die Familie in die Mordpläne eingeweiht war und auch die älteren Söhne als unschuldig bezeichnet. Gestern wendete sich Karem Sürücü im Hinausgehen der Anklagebank zu: „Ihr seid meine Kinder, und auch das Kind im Grab ist mein Kind“, rief er. Dann zeigte Karem Sürücü auf seinen jüngsten Sohn Ayhan. „Er hat die ganze Familie zerstört!“ Der Prozess wird Mittwoch fortgesetzt. kf

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