zum Hauptinhalt

Berlin: Die Friedrichstraße ist mondän geworden

Quartier hat sich Makler-Studie zufolge international etabliert – nur der Leerstand am Rand macht Sorgen

Von 619 Geschäften im „Quartier Friedrichstraße“ stehen 64 leer – das trübt die sonst so optimistische Bilanz. Die Maklerfirma Engel & Völkers stellte gestern gemeinsam mit Wirtschaftsstadtrat Dirk Lamprecht (CDU) im Kulturkaufhaus Dussmann den „Quartiersführer Friedrichstraße“ vor, der eine Orientierungshilfe für den Handel sein soll. Die Gegend, so die Untersuchung, habe sich als internationaler Shoppingstandort und Dienstleistungszentrum etabliert.

Sie gehöre zu „den“ mondänen Einkaufsorten. „Das hätte man sich vor zehn Jahren nicht träumen lassen“, erinnerte sich der Stadtrat von Mitte. Damals wurde die Leere der Friedrichstraße kritisiert, heute ist sie voller Menschen – und Autos. Die Straße habe sich stabilisiert, sei auf gutem Weg, versicherte Lamprecht. Die Makler ermittelten, dass hier und in der näheren Umgebung 9300 Menschen wohnen, dass sehr viel umgezogen und außerordentlich gut verdient wird. Die Kaufkraft ist überdurchschnittlich.

Zwischen Kronenstraße und Unter den Linden ist der Kern des Einzelhandels in der Friedrichstraße. Hier gibt es 232 Läden. Während im „Quartier“ Hotels und Gastronomie dominieren – sie machen 30 Prozent aller Betriebe aus, sind es in der Geschäftsstraße selbst die Branchen Bekleidung und Schmuck.

Die Leerstandsquote insgesamt entspricht der des Bereichs Kurfürstendamm/Tauentzienstraße. Besonders viel ungenutzte Geschäftsflächen gibt es an der Leipziger, der Wilhelm- und der Georgenstraße – dort stehen fast 27 Prozent der Läden leer. In der Friedrichstraße sind es nur 1,3 Prozent, gut vermietet ist auch die Charlottenstraße und „voll“ ist es Unter den Linden. Lamprecht glaubt, dass auch an der Leipziger Straße bald vermietet werden könnte, wenn sich die Hauseigentümer mit Blick auf die Friedrichstraße von ähnlich hohen Preisvorstellungen verabschiedeten. „Da sind keine Mondpreise möglich.“

Die Makler sprechen in der Friedrichstraße von leicht steigenden Mieten wegen der konstanten Nachfrage. Die Quadratmeterpreise liegen pro Monat und Quadratmeter zwischen 60 und 120 Euro. Unter den Linden liegt das Niveau bei 30 bis 60 Euro, in Seitenstraßen zwischen 15 und 30 Euro. Hier habe „der erhoffte Ansiedlungsdruck deutlich nachgelassen“, speziell an der Leipziger Straße und in den östlichen Nebenstraßen des Gendarmenmarktes. Große Erwartungen werden in die Eröffnung des „Operncarrées“ und des Grand Hotels de Rome am Bebelplatz gesetzt. Ebenso in den künftigen Palazzo Römischer Hof Unter den Linden, wo sich Marken wie Ferarri, Gucci und Armani ansiedeln werden. Der bald restaurierte Admiralspalast und das künftige Hotel Meliá Berlin an der Ecke Am Weidendamm dürften auf den nördlichen Bereich der Friedrichstraße ausstrahlen. Stadtrat Lamprecht glaubt, dass hier auch ein Zwei- oder Drei-Sterne-Hotel gute Chance hätte. Es würde auch mehr Menschen in die Gegend bringen. Bislang schafft das vor allem der Friedrichstadtpalast.

So gut die Einkaufszone Friedrichstraße offenbar funktioniert – die Makler warnen den Handel davor, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. „Man darf nicht auf dem Stand stehen bleiben, muss stets zu Veränderungen bereit sein“, sagt Stefan Heerde von Engel & Völkers.

Christian van Lessen

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false