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Berlin: Die ganze Welt ein Korb

Zum fünften Mal fand das größte Streetbasketballturnier Berlins in Zehlendorf statt

Zum Glück für Babis Douloudis konnte sein ehemaliger Trainer ihn nicht beobachten. „Pesic hätte mir den Arsch aufgerissen“, sagt der 21-Jährige. Letzte Saison spielte Douloudis noch unter dem früheren Alba–Trainer Svetislav Pesic bei Rhein Energie Cologne in der Basketball-Bundesliga. Dort ging es ziemlich streng zu. Riskante Würfe und Alleingänge hatte es bei Disziplinfanatiker Pesic nicht gegeben.

Beim Streetball ist das ein bisschen anders. „Hier kann man einige Sachen ausprobieren“, sagt Douloudis. Um sich fit zu halten, nahm der im Moment vereinslose Douloudis am Wochenende beim NBA Challenge auf dem Platz des 4. Juli teil. Das mit Abstand größte Berliner Streetbasketballturnier findet bereits zum fünften Mal in Zehlendorf statt. Auf den 21 Spielfeldern wird auf zwei Körbe mit einem Schiedsrichter gespielt: fünf gegen fünf. Die ganze Zeit über dröhnt Hiphop aus den Boxen. Bis Mitte Juli wird die Tour noch weitere sieben Städte besuchen, ehe sie mit dem nationalen Finale in Köln endet.

Die Mädels vom Grill und andere

Doch den meisten der etwa 1100 Spieler zwischen zehn und 45 Jahre geht es nicht um das Gewinnen, obwohl das Niveau unter den Besten doch ziemlich hoch ist. „Das hier ist Spaß, nicht Ernst. Eine gute Abwechslung zum Training“, sagt Sebastian Trczionka, der vor kurzem mit seiner Vereinsmannschaft, den Bernau RimRockers in die 2. Bundesliga aufgestiegen ist. Beim NBA Challenge spielt der 23-Jährige mit Freunden bei den „Fünf Berliner Weisen“. Unter den 185 Teams, die sich „DieMitDemBallTanzen“, „Pimpermimpers“, „Zitterpartie“ oder „Die Mädels vom Grill“ nennen, nehmen allerdings nur 13 weibliche Mannschaften teil.

„Ich weiß auch nicht genau, warum das so ist“, sagt Tour-Manager Alexander Hermesdorf, „wahrscheinlich liegt es daran, dass viele noch mit ihren Vereinsteams die Saison zu Ende spielen müssen.“

Im letzten Jahr fand das Turnier erst später statt, und zwar im Juli. Dennoch ist Hermesdorf mit der Veranstaltung zufrieden. Genauso wie Tom. Der 16-Jährige nahm am Drei-Punkte-Wettbewerb teil, bei dem man den Ball aus einer Entfernung von 7,23 Metern auf den Korb werfen muss. Außerdem freut er sich auf den Slam Dunk Contest. „Das wird sicher super. Um mitzumachen, bin ich aber leider zu klein“, sagt der 1,80 Meter große Tom.

Aber vielleicht wird er ja auch entdeckt. Denn am Wochenende waren drei Scouts der Dirk-Nowitzki-Basketball-Academy (DNBA) unterwegs, die die Gruppe der 13- bis 21-Jährigen beobachtet haben. Zum zweiten Mal werden die 50 talentiertesten unter den weiblichen und männlichen Basketballern ausgewählt und dürfen an Trainingscamps teilnehmen.

„Wir machen das, um Talente zu entwickeln und um Basketball nach vorne zu bringen“, sagt der Headscout, der zusammen mit Dirk Nowitzki das speziell auf Jugendliche abgestimmte Programm entwickelt hat und seinen Namen nicht nennen soll, weil ein Mitsponsor das angeblich nicht will.

Nicht alle stehen auf die US-Liga

Den meisten war das allerdings ziemlich egal. Da flogen viele Bälle schon mal einen Meter am Korb vorbei oder Pässe kamen nicht an, weil der Ball hinter den Rücken gespielt wurde. Hauptsache es sieht cool aus. „Ich werde sowieso nicht gescoutet“, sagt der 15-jährige Florian. Dirk Nowitzki findet er trotzdem gut, weil er „so groß und beweglich ist“. Allerdings standen nicht alle auf Nowitzki und den amerikanischen Basketball. „Die NBA ist doch nur Show“, sagt die 27-jährige Anja aus Jena, „die Bundesliga gefällt mir besser, weil dort technischer gespielt wird.“

Schließlich freuten sich noch zwei etwas ältere Spieler. Mit lichtem Haar imitierten sie zwei Jugendliche, die gerade an ihnen vorbeigelaufen waren. „Alles klar, Alter“, fragt der eine. „Alles klar, Alter“, antwortet der andere. Danach lachen sie. Und die beiden Frauen mit den Kinderwagen schauen sich an und schütteln den Kopf. Basketball hält eben jung.

Jörg Petrasch

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