zum Hauptinhalt

Die Gedächtniskirche: Jubiläum und Ärger

Die Gedächtniskirche wird gerade aufwändig saniert und feiert ihr 50-Jähriges. Es soll dann zahlreiche Feierlichkeiten geben. Aber nicht nur der Pfarrer fürchtet nun neuen Ärger.

Zum Jubiläum gibt es Erbsensuppe, Bachkantaten und eine Sonderbriefmarke. Die 1961 von Egon Eiermann erbaute neue Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wird in diesem Jahr 50 Jahre alt: Am 17. Dezember 1961 hatte der damalige Berliner Bischof Otto Dibelius das Gotteshaus geweiht. Seitdem hat sich der neben dem im Zweiten Weltkrieg zerstörten alten Turm errichtete moderne Kirchenbau mit seinen bläulich schimmernden Betonfenstern zum Wahrzeichen der City West entwickelt: Mehr als eine Million Menschen besuchen das Gebäudeensemble pro Jahr, berichtet Pfarrerin Cornelia Kulawik. „Die Gedächtniskirche ist ein Ort, der für kirchenferne und kirchennahe Menschen gleichermaßen geöffnet ist.“

Entsprechend soll das Jubiläum nun gefeiert werden. Am Erntedankfest, dem 2. Oktober, will die Kirchengemeinde damit beginnen: Handwerker sollen dazu eingeladen werden, die einst am Bau beteiligt waren, ehemalige Pfarrer und Mitarbeiter der Gemeinde. „Am Anfang soll der Dank stehen“, sagt Kulawik. Doch auch ein Straßenfest auf dem Breitscheidplatz ist geplant. Dazu soll es im Herbst zahlreiche Kirchenkonzerte geben: So will der ebenfalls seit 50 Jahren aktive Berliner Bach-Chor, der als einziger Chor außerhalb von Leipzig regelmäßig alle zwei Wochen eine Bachkantante in einem Gottesdienst aufführt, am 30. Oktober einen großen Festgottesdienst im Stil der Zeit Johann-Sebastian Bachs feiern. Am 17. Dezember soll dann der eigentliche Kirchweihtag gefeiert werden.

Dazu soll es ein Architektursymposion geben, bei dem die Bedeutung der Kirche in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erörtert werden soll. Erbaut wurde die heute noch 71 Meter hohe Kirche 1891, im Zweiten Weltkrieg, im Herbst 1943, geriet sie nach einem Bombentreffer in Brand und verkam daraufhin. Derzeit ist sie mit markanten Schutzplatten verhüllt; dahinter wird das Bauwerk bis Ende 2012 für mehr als vier Millionen Euro saniert.

Dieses Architektursymposion könnte angesichts des benachbarten Zoofenster durchaus von Brisanz sein. Denn es könnte die Gedächtniskirche in den Schatten stellen, befürchtet der Münchener Kunsthistoriker Kai Kappel, der unter anderem für die Herausgabe der Festschrift zum Kirchenjubiläum verantwortlich zeichnet. Dabei habe Eiermann geplant, dass der neue Bau von allen Zufahrtsstraßen zum Breitscheidplatz aus einsehbar bleibt. Und das ist nicht der einzige Wermutstropfen im Jubiläumsjahr: Während am alten Turm der Kirche gerade die Schäden begutachtet werden, droht der Kirche mit dem Podest, auf dem sich die Bauten befinden, bereits das nächste Ungemach. Diesen zu sanieren, „wird ein Riesenthema“, sagt Pfarrer Martin Germer.

Die Gemeinde im Internet: www.gedaechtniskirche.com

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false