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Berlin: Die Geschenke für Beslan sind gepackt

Jacqueline Boy ist zweifache Mutter. Nach dem Geiseldrama hatte die frühere Flugbegleiterin nur eins im Sinn: Helfen

Vielleicht liegt es daran, dass Jacqueline Boy früher als Flugbegleiterin gearbeitet hat. Dass sie sich lange in Sphären aufhielt, in denen die Freiheit grenzenlos ist und man über den Dingen steht. Jedenfalls ist der 36-jährigen Mariendorferin gelungen, etwas zu organisieren, zu dem sich selbst große Hilfsorganisationen nicht in der Lage sahen: Die zweifache Mutter hat in Eigeninitiative 600 Kilo Spenden für die Kinder aus Beslan gesammelt und sie nun in 509 Paketen in Richtung Nordossetien aufgegeben – fein säuberlich verpackt und dank des Post-Unternehmens DHL gratis.

Frau Boy hatte das furchtbare Geiseldrama keine Ruhe gelassen. „Ich wollte was tun, damit die Leute wissen, dass Menschen woanders in der Welt mit ihnen fühlen.“ Das Unternehmen „Pakete für die Kinder aus Beslan“ begann.

Erste Anrufe bei Spielzeugfirmen. Das KaDeWe spendiert 50 und Steiff 150 Teddys. Zapf-Creationen gibt Puppen, Revell und Fischertechnik Modellbausätze. Zum Glück war der Onkel von Frau Boy verreist, sein Haus wird zur Lagerhalle. Denn Karstadt zieht nach, Sigikid schickt Sweatshirts, Adidas 250 Paar Fußballschuhe, Nike coole Käppies und so weiter und so weiter. 28 Firmen wickelt Frau Boy um den Finger. Nur – wie all das jetzt nach Beslan bekommen?

Frau Boy telefoniert mit dem Roten Kreuz: Absage. Der Russisch Orthodoxen Kirche in Berlin – nichts da. Unicef? Wir bedauern sehr. Fed Ex und andere Paketdienste? Da können wir nichts tun. Dann die Rettung. Das Auswärtige Amt, die WHO. „Die haben mir riesig geholfen“, sagt die energische Frau. Jacqueline Boy besorgt sich im Internet über das Lehrerkomitee Uchkom die Namen und Adressen der Überlebenden und sortiert per Filter die Erwachsenen heraus. Dann packt sie die Geschenke nach Alter passend in die Pakete – und wieder alle raus, denn die Zollformalitäten hatte sie vergessen. Aber mit der Post, sagt Frau Boy, ging das wie Brötchenbacken. Und durch die internationalen Verträge soll die korrekte Anlieferung gewährleistet sein. In dem Paket an Lehrerin Tamara liegt ein Brief in kyrillischer Schrift und einem Foto der Familie bei, „damit die Kinder wissen, von wem die Post kommt.“ Und jetzt, wo alles getan ist? „Ich habe meiner Tochter Saaranya versprochen, erst mal zwei Wochen lang Barbie und Polly Pocket zu spielen.“

Annette Kögel

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