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Berlin: Die Glamour-Offensive

Noch ist nicht klar, welche Stars zur Berlinale kommen. Aber die Auswahl ist attraktiv. Sie reicht von Richard Gere über George Clooney bis zu Meryl Streep und Claire Danes

Es ist ja nicht mehr so, dass mit dem letzten Vorhang der Berlinale der Glamour erst mal abgehakt sei. Früher konnte man sich noch gebührend auf die Stars vorbereiten und danach hinreichend erholen. Mittlerweile aber rennen sie uns hier in Berlin die Bude ein. Leonardo DiCaprio? Gerade da gewesen und kommt schon wieder, mit Tom Hanks und Steven Spielberg am 26. Januar. Und den geläuterten Hochstapler Frank Abagnale, dessen Erinnerungen die Vorlage zu „Catch me if you can“ abgaben, bringen sie gleich mit. Und dann Jennifer Lopez: Am 27. Februar, anderthalb Wochen nach dem Filmfest, startet ihre „Manhattan Love Story“, und kurz vorher kommt sie, wenn alles glatt geht, zur Premiere nach Berlin.

Da haben wir vielleicht gerade Cameron Diaz und Daniel Day-Lewis nachgewinkt, die wahrscheinlichsten Kandidaten, um den Schlussfilm „Gangs of New York“ zu präsentieren. Oder die vorzugsweise weiblichen Filmfans grübeln darüber nach, wen sie denn am liebsten neben sich im Kinosessel oder wo auch immer hätten: Richard Gere, neben Renée Zellweger voraussichtlich bei der Vorstellung des Eröffnungsfilms „Chicago“ auf der Bühne, oder aber George Clooney, der gleich zweimal ran darf: zum einem als Psychologe Chris Kelvin in Steven Soderberghs Remake des Tarkowski-Klassikers „Solaris“ und als CIA-Agent in seinem Regiedebüt „Confessions of a Dangerous Mind“.

Fürs Drehbuch hat sich Clooney der Dienste von Charlie Kaufman versichert, der gleich drei Mal antritt: im Solo für Clooney, im Doppel für Spike Jonze und „Adaption“, einem filmischen Vexierspiel in der Nachfolge von „Being John Malkovich“. Auch dafür hat er das Drehbuch geschrieben, dessen Hauptfigur ein Drehbuchautor namens Charlie Kaufman ist, gespielt von Nicolas Cage, der praktischerweise gleich die Rolle von Charlies Zwillingsbruder übernommen hat. Cages Besuch gilt als gesichert, soweit man derlei als sicher bezeichnen darf, bei seiner Partnerin Meryl Streep sieht die Sache wackeliger aus.

Ohnehin halten sich diesmal die potenziell oder tatsächlich Beteiligten überaus bedeckt, was möglichen Starauftrieb zwischen dem 6. und dem 16. Februar betrifft. So fällt im Zusammenhang mit „The Hours“ mal der Name Nicole Kidman in der Rolle der Virginia Woolf als aussichtsreiche Besuchskandidatin, aber ob sie auch tatsächlich kommt, wer weiß. Klug wäre, den Film nahe „Adaption“ zu platzieren: Es würde die PR-Arbeit erleichtern, schließlich ist beide Male Meryl Streep dabei.

Ein weiterer Blondschopf ist im Gespräch, es geht, der Titel lässt keinen Zweifel, um die Liebe: „It’s all about Love“, mit Claire Danes, Joaquin Phoenix und Sean Penn, von Regisseur Thomas Vinterberg. Sollte der Film grünes Licht erhalten, werden die Hauptbeteiligten voraussichtlich kommen – auch hier ist der Unsicherheitsfaktor noch beträchtlich, der in diesem Jahr, angesichts eines möglichen Krieges am Golf, ohnehin als überdurchschnittlich hoch anzusetzen ist. Schon der erste vor zwölf Jahren hatte das Starsortiment der Berlinale ausgedünnt.

Claude Chabrol dürfte sich vom Irak-Konflikt kaum abhalten lassen, Berlin zu besuchen, Nathalie Baye und Benoît Magimel, seine Darsteller aus „La Fleur du mal“, sicher auch nicht. Bei dem Amerikaner Philip Seymour Hoffman sieht es schon anders aus, der voraussichtlich mit der Britin Minnie Driver „Owning Mahony“ vorstellt, ganz zu schweigen von Zhang Yimou, der für „Hero“ um den halben Erdball fliegen müsste. Gut, wenn man es dann nicht so weit hat wie Meret Becker, die bei „Poem“ dabei ist, Ralf Schmerbergs Verfilmung von 19 Gedichten, ebenso wie Jürgen Vogel, Klaus Maria Brandauer oder Hermann van Veen, die zur Sondervorführung in der Volksbühne anreisen wollen. Die Dreharbeiten waren teilweise recht spektakulär: Zur Adaption eines Gedichts von Tom de Toys, übergesiedelt aus Jülich ins Tacheles-Milieu, wurden im Sommer 2001 hunderte Statisten ins Berliner Umland gebeten – zur Schlacht zwischen Männern und Frauen, splitternackt, besudelt mit Filmblut.

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