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Berlin: Die Glücksgefühle trugen bis ins Ziel

20 000 Läufer genossen das Ereignis bei schönstem Frühlingswetter, vom Unglück erfuhren sie erst später

Wenn am Kaiserdamm die Sambatakte um die Häuser rumpeln und vom Frühlingshimmel der Polizeihubschrauber knattert, dann ist Halbmarathon. Die 27. Ausgabe an diesem Sonntag war ein Fest. Dass ein Läufer auf der Strecke gestorben ist, davon erfuhren die meisten erst nach dem Ende des Rennens an einem ansonsten wunderbaren Tag.

Für wen Halbmarathon ein wenig nach Seniorenteller klingt, der war noch nicht dabei: Es geht auch hier ums Ganze. Für Heinz Neuhaus beispielsweise, der extra aus Soest bei Dortmund angereist ist und zum vierten Mal dabei. Startnummer W27, wobei das W für Walker steht – und dafür, dass er sich zum Start ans Ende des rund 20 000-köpfigen Läuferfeldes sortieren muss, weil andere schneller sein werden. Aber viele haben das gleiche Ziel, nämlich fit zu werden für den Marathon im Herbst. Neuhaus ist ihn noch nie gelaufen, aber er hat sich angemeldet für New York 2007. Es solle sein einziger Marathon bleiben, sagt er, und auf die Frage nach dem Grund: „Mensch, ich werd’ 63!“

Während er im Getümmel hinter der Startlinie verschwindet, rauschen die Skater vorbei wie ein Vogelschwarm. Handbiker folgen, fast unglaublich schnell, dann „Läuferläuferläufer“, eine Viertelstunde lang. Das tausendfache Turnschuhgetrappel klingt wie Sommerregen, in den sich das Keuchen mischt wie Wind im Wald.

Neu an diesem Halbmarathon sind die unvermeidlichen Hybrid-Toyotas vor jeder Startergruppe und die Scientology- Rekruten, die Bestellzettel für den 544- seitigen Erlösungsschinken ihres Gurus unters Volk bringen. Am Mittag sind die Papierkörbe halb voll mit dem Quark.

Weil beim Halbmarathon nur die halbe Innenstadt gesperrt ist, gibt es auch kein Verkehrschaos; nur ein paar Reisende verpassten ihre Züge. Die Sprecherin des Veranstalters meldet erfreuliche 150 000 Zuschauer und noch passablen Wind.

Während die Läufer den Schloßplatz erreichen, liegen die Skater schon auf den Massagepritschen und lüften die Socken. Esther Henschel aus Zehlendorf, die mitgerollt ist, sagt: „Geil! Die Stimmung, die Leute!“ Acht Minuten schneller als im Vorjahr war sie auch: „Eine Stunde und eine Minute.“ Bei dieser Zeit muss sie nächstes Jahr wieder starten.

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